Haft und Tod: „Stationen auf dem Wege zur Freiheit“


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Am 5. April 1943 wurden Bonhoeffer und Dohnanyi zeitgleich verhaftet und blieben bis zu ihrem Tod am 9. April 1945 in getrennter Gefangenschaft. Bonhoeffers aktive Beteiligung am Widerstand gegen Hitler war zunächst nicht entdeckt worden; die Verhöre zielten primär auf den Nachweis, dass er sich und andere unter dem Deckmantel der Spionagetätigkeit dem Kriegsdienst habe entziehen wollen. Bonhoeffers Schwester Christine von Dohnanyi ermöglichte durch verschlüsselte Geheimnachrichten, dass er sich mit ihrem Mann über die Aussagen abstimmen konnte.


Bis zum Sommer 1944 blieb er als Häftling im Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Tegel. Wohlwollende Wärter sorgten dort für Lektüre, Gespräche, Schreibmöglichkeiten und einen umfangreichen illegalen Briefwechsel mit seinem Schüler und Freund Eberhard Bethge („Widerstand und Ergebung“, erschienen 1951) wie auch mit seiner Verlobten Maria von Wedemeyer („Brautbriefe“, erschienen 1992). Mithäftlinge, Wachpersonal und Besucher zeigten sich beeindruckt von der Glaubensstärke, die er ausstrahlte.


Die Haftbedingungen änderten sich jedoch radikal nach dem Attentatsversuch auf Hitler am 20. Juli 1944. Bonhoeffer erfuhr von dem missglückten Anschlag aus dem Radio und ahnte, dass es auch für ihn gravierende Folgen haben würde. Für Bonhoeffer war die Nachricht ein klares Signal zur Vorbereitung auf den Tod. Er reagierte im Juli oder August mit dem Gedicht „Stationen auf dem Wege zur Freiheit“, das er einem Geburtstagsbrief an Bethge beilegte.


Diese Handschrift wird hier zum ersten Mal gezeigt. Sie dokumentiert, dass Bonhoeffer fest von dem christlichen Sinn seines Widerstands überzeugt war. Für ihn war nun die Linie „Zucht – Tat – Leiden – Tod“ so vorgezeichnet, dass sie unbedingt auf Gott hinführen würde: Freiheit, dich suchten wir lange in Zucht und in Tat und in Leiden. Sterbend erkennen wir nun im Angesicht Gottes dich selbst.


Durch neue Ermittlungen als Mitverschwörer des 20. Juli enttarnt, wurde Bonhoeffer ins Kellergefängnis des Reichssicherheitshauptamtes verlegt, später vor den heranrückenden Amerikanern an immer neue Haftorte verlegt. Zusammen mit sechs anderen Männern der Verschwörung wurde er noch am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet, wenige Tage vor der Befreiung.


Quelle / Titel


  • © bpk/Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, Handschriftenabt., Nachlass 299/Bonhoeffer, A 67,6

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