Hans Ehrenberg und Gerhard Kittel


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Der Neutestamentler und Judaist Gerhard Kittel glaubte wie viele andere Theologen, man könnte einen biblisch-wissenschaftlich begründeten „Antijudaismus“ von dem sozial-darwinistisch und völkisch orientierten Antisemitismus unterscheiden. Kittel hatte neben anderen behauptet, dass der „Judaismus“ dem Christentum wesensfremd sei.


Faktisch haben aber Ansätze wie jene Kittels das antisemitische Handeln der Kirche im Nationalsozialismus gefördert oder zumindest auf breiter Front in den Kirchen für ein mangelndes kritisches Bewusstsein gegenüber dem rassistischen Antisemitismus des Nationalsozialismus gesorgt.


Hans Ehrenberg als einer der etwa dreißig evangelischen Pfarrer jüdischer Herkunft hat sich vehement gegen den rassistischen Antisemitismus und die Ausgrenzung der „Judenchristen“ innerhalb der Kirche zur Wehr gesetzt. Er distanzierte sich mit seinen „72 Leitsätzen zur judenchristlichen Frage“ deutlich von „antijudaistischen“ Ansätzen wie jenen Kittels, die im Kern versuchten, den Antisemitismus weich zu spülen.


Ehrenberg reagierte auf Kittels 1933 rasch in zweiter Auflage erschienene Schrift „Die Judenfrage“ mit einem Brief. Darin betonte er, dass Kittel den „Judenchrist“ Jude sein lassen sollte. Das bedeutet auch, dass dieser – anders als von Kittel postuliert – sein Recht als Staatsbürger nicht verlieren dürfe. 1938 stellte Ehrenberg resigniert fest: Die Kirche steht ratlos vor der Judenfrage.


Quelle / Titel


  • © Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Bestand 3.17 III.5

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