Evangelische Kirche und Zwangsarbeit


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Über 12.000 Menschen haben im Zweiten Weltkrieg als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Einrichtungen von Kirche und Diakonie in Deutschland gearbeitet. Dies war nur ein kleiner Teil der über 700.000 Menschen, die in Deutschland Zwangsarbeit leisten mussten.


Sie waren eingesetzt in der Landwirtschaft, in den Gärtnereien der Einrichtungen, in der Hauswirtschaft und im Handwerk, auf kirchlichen Friedhöfen und nicht zuletzt auch in der Pflege in Krankenhäusern, Kinderheimen oder Altenhilfeeinrichtungen.


In Berlin-Neukölln betrieb die evangelische Kirche von 1942 bis Kriegsende sogar ein eigenes Zwangsarbeiterlager. Dieses Lager, das Berliner Friefshofslager, befand sich auf dem Friedhof der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde an der Neuköllner Hermannstraße 84-90. Dort mussten über 100 Männer aus der besetzten Sowjetunion leben, die auf den Friedhöfen von mehr als 40 Kirchengemeinden als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.


Der Einsatz der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter unterschied sich grundsätzlich nicht von dem Einsatz in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Schlechte Arbeitsbedingungen, schlechte Wohnverhältnisse und keine ausreichende Ernährung waren eher die Regel als die Ausnahme. Dass dennoch häufig von einer relativ besseren Behandlung in Kirche und Diakonie berichtet wird, dürfte primär mit den Arbeitsfeldern zusammenhängen. Denn gerade in der Landwirtschaft war die Situation häufig besser, der Kontakt zwischen Einheimischen und Fremden manchmal einfacher.


Die Geschichte der Zwangsarbeit ist erst im letzten Jahrzehnt stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses getreten. Nach der Wiedervereinigung trat das Thema Zwangsarbeiter – auch im internationalen Kontext – mehr und mehr in den politischen Kontext, zugleich intensivierte sich die Forschung. Mit der Einrichtung des Fonds „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ konnte die politische Frage der Entschädigung gelöst werden.


An diesem Fonds beteiligten sich auch evangelische Kirche und Diakonie mit einem maßgeblichen Betrag. Gleichzeitig haben die Kirchen die Erforschung dieses unbekannten und unrühmlichen Kapitels der eigenen Geschichte vorangetrieben und eigene Versöhnungsarbeit begonnen.


Quelle / Titel


  • © Archiv der Kreuznacher Diakonie, AKD 1087 A

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