Werner Koch


Werner Koch, Jahrgang 1910, reformierter Theologe, war schon früh Mitglied der Bekennenden Kirche („Bruderschaft junger Theologen“). Er studierte evangelische Theologie in Marburg, Tübingen, Paris und Bonn, wo ihn Karl Barth entscheidend prägte. In dessen Sozietät begegnete er im Juli 1931 Dietrich Bonhoeffer. Die politische Entwicklung in Deutschland wurde von Koch sehr zeitig mit kritischen Augen verfolgt. Deshalb begann er nach seinem 1. Examen während des Vikariats in Bonn, ausländische Nachrichtenagenturen über die kirchliche Entwicklung aus Sicht der Bekennenden Kirche zu informieren. Im Winter 1935/1936 war er Teilnehmer des Predigerseminars Finkenwalde. Hier begegnete er zum zweiten Mal Dietrich Bonhoeffer, der ihn in seiner Informationstätigkeit unterstützte. Im Februar 1936 organisierte er gemeinsam mit Eugen Rose eine Studienreise des Seminars nach Dänemark und Schweden, bei der er ebenfalls Kontakte zur ausländischen Presse knüpfte. Im Sommer 1936 wurde er mit der vorzeitigen Veröffentlichung der Geheimen Denkschrift an Hitler in Verbindung gebracht, die von der Zweiten Vorläufigen Kirchenleitung verfasst worden war. Er wurde am 14. November 1936 verhaftet und mit seinem Mitwisser Friedrich Weißler, dem „nicht arischen“ Kanzleichef der Vorläufigen Kirchenleitung, am 13. Februar 1937 in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. Während Weißler schon am 19. Februar, zu Tode gefoltert, als erster Märtyrer der Bekennenden Kirche starb, wurde Koch am 2. Dezember 1938 auf Grund der Intervention des Barons Kurt von Schertel, eines Freundes seines Vaters, auf Befehl Himmlers aus dem Konzentrationslager entlassen. Bis Kriegsbeginn arbeitete er als Hilfsprediger in Essen. Werner Koch war von Kriegsbeginn bis Kriegsende Soldat. Er wurde zuerst im Kriegsgefangenenlager (Stalag) in Bathorn (Niedersachsen) und in Bonn als Dolmetscher eingesetzt. Im Juni 1942 wurde er als Soldat an die russische Front verlegt. Eine Verwundung bedingte seine Rückversetzung in die Heimat. Ab dem Frühjahr 1943 war er Dolmetscher für ein französisches Kriegsgefangenen–Dachdecker–Bataillon im Ruhrgebiet. Im März 1945 desertierte er zu den Amerikanern, die ihn in das englische Kriegsgefangenen-Sonderlager in Ascot überstellten. Dort wurde er als Lagerpfarrer tätig. Gleichzeitig arbeitete er als Mitarbeiter der deutschen Programme beim Londoner Rundfunk. Zwischen 1947 und 1969 war Koch Gemeindepfarrer in Berlin, Espelkamp und Nethphen. Seit 1969 war er als Religionslehrer und publizistisch tätig. 1972 promovierte er in Paris mit einer Arbeit über Gustav Heinemann. 1982 erschien seine Autobiografie „Sollen wir K. weiter beobachten?“


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