Spätes Gedenken


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Nach Friedrich von Prauns Tod dauerte es mehr als ein halbes Jahrhundert, bis er in der bayerischen Landeskirche Gegenstand ehrenden Gedenkens wurde. Auf der ersten Nachkriegssynode 1946 erinnerte Landesbischof Hans Meiser (1881–1956) zwar an von Praun und würdigte seine unbeugsame Haltung (Landessynode Ansbach 1946, S. 15), nach Meisers Tod verwarf der Landeskirchenrat 1957 aber eine Anregung des Vereins für bayerische Kirchengeschichte, am Dienstgebäude der Ansbacher Landeskirchenstelle eine Gedenktafel anzubringen, und gestattete lediglich das Aufhängen eines Bildes.


Von Prauns Witwe Irene hingegen bemühte sich schon früh darum, die Erinnerung an ihren verstorbenen Mann wachzuhalten. Sie ließ im Wald bei Fichtenau-Unterdeufstetten 1948 einen Gedenkort errichten, überreichte der Landeskirchenstelle Bilder von Prauns und gab die Anfertigung von Gedenkmünzen in Auftrag. Es gelang ihr jedoch nicht, das Gedenken an von Praun dauerhaft in der inner- oder außerkirchlichen Erinnerungskultur zu verankern.


Bis zur Jahrtausendwende erinnerten dann zwar gelegentlich verstreute Publikationen an von Praun, einer breiteren Öffentlichkeit wurde sein Schicksal aber erst später bekannt. Hierzu trugen die von Björn Mensing mitverantworteten Gedenkbände für NS-Opfer Widerstehen sowie Mitmenschlichkeit – Zivilcourage – Gottvertrauen, der Dokumentarfilm Gottvertrauen und Zivilcourage. Evangelische Opfer des NS-Regimes von Jutta Neupert 2007 sowie ein Gedenkgottesdienst in der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau 2008 bei. Den entscheidenden Impuls gab aber erst die Biographie Friedrich von Praun 1888–1944. Ein vergessener Zeuge des Widerstands, die dessen Großneffe Hasso von Haldenwang 2012 veröffentlichte.


Die Biographie ist wissenschaftlich zwar umstritten, die bayerische Kirchenleitung nahm ihr Erscheinen aber zum Anlass, von Praun nunmehr offiziell zu würdigen, nachdem dies jahrzehntelang unterblieben war. Sie ließ 2012 eine Gedenktafel an der Ansbacher Landeskirchenstelle anbringen, die von Praun als Glaubenszeugen und Opfer des Nationalsozialismus ehrt. Zudem wurde das Dienstgebäude der Landeskirchenstelle nach von Praun benannt. Anlässlich seines 75. Todestags 2019 fanden in Nürnberg und München Gedenkveranstaltungen statt, bei denen neu aufgefundene Originaldokumente aus den Verhören und dem Gerichtsverfahren gegen von Praun szenisch verlesen und historisch kommentiert wurden.


Zum Gedenken an von Praun gründeten sein Biograph Hasso von Haldenwang und dessen Frau Ulrike von Haldenwang 2018 die Friedrich-von-Praun-Stiftung, die den Kastanienhof Ansbach – Nachfolger des früheren Ansbacher Erziehungsheims – dabei unterstützt, betreute Kinder und Jugendliche zu fördern.


Quelle / Titel


  • © Landeskirchenstelle Ansbach; Foto: Ernst Pehl

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