Rückschau auf Hafterfahrungen


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Wolfgang Staemmlers Vortrag „Gottes Wort ist nicht gebunden“ wurde bei einem Männerabend der Melanchthongemeinde in Berlin-Spandau (vielleicht 1946) gehalten. Die Textstruktur ist die eines geistlichen Wortes, das biographische Elemente als Exempel für die Verkündigung des Wortes Gottes nutzt. Es ist ein Rückblick auf Hafterfahrungen von insgesamt drei Jahren in der Zeit zwischen 1937 und 1945.


Im strengen Sinn also kein autobiographischer Bericht, wird doch von Begegnungen mit Mitgefangenen, von Situationen der Angst und der aus Gottes Wort gewonnenen Zuversicht erzählt. Die Schilderung einzelner Episoden macht den Geist seines widerständigen Verhaltens deutlich. Staemmler war eine Kämpfernatur. Trotz der Aufenthalts- und Redeverbote führte er seine Tätigkeit unerschrocken fort – auf Umwegen, unter Ausnutzung von Lücken der Überwachung oder auch direkt in Durchbrechung eines Verbots.


Im Rückblick auf die Haftzeit schildert er die innere Anfechtung, ob Gott seinen Dienst noch brauche. Aber auch im Gefängnis blieb er Seelsorger. Trost gewinnt der Gefangene in der Erfahrung, dass sein Gottvertrauen Mitgefangenen und Justizangestellten die Herzen öffnet. Der Vortrag will bezeugen, dass die Willkürmaßnahmen der NS-Justiz und der Gestapo die Präsenz des Wortes Gottes nicht zu hindern vermögen. Staemmlers Rückblick ist ein Dokument dafür, dass sein widerständiges Verhalten verwurzelt ist im geistlichen Widerspruch gegen die Verlogenheit des NS-Staates.


 


Quelle / Titel


  • © Evangelisches Zentralarchiv in Berlin, Best. 50 Nr. 572, Bl. 35ff.