Soldat, Kriegsgerichtsprozess, Kriegsgefangener


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Am 22. Dezember 1939 wurde Karl Steinbauer überraschend aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen entlassen. Bereits im Januar 1940 erfolgte seine Einberufung zur Wehrmacht, wo er zu den Pionieren ging. Im Mai 1940 wurde das immer noch gegen ihn anhängige Sondergerichtsverfahren auf Grund eines bei Kriegsbeginn ergangenen Gnadenerlasses Hitlers eingestellt.


Ab 1941 nahm Steinbauer am Russlandfeldzug teil. In Lettland wurde er Zeuge einer Massenerschießung von Juden durch Angehörige der SS. Während seines Kriegseinsatzes erhielt Steinbauer mehrere militärische Auszeichnungen, darunter das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse. Diese Auszeichnungen betrachtete er als Plunder. 1943 wurde er schwer am Bein verwundet. Nach längeren Lazarettaufenthalten kam er nur noch an der „Heimatfront“ zum Einsatz.


Bei einem Weihnachts- und Genesungsurlaub hielt Steinbauer am 25. Dezember 1943 in Illenschwang und am folgenden Tag in Sinnbronn eine Weihnachtspredigt, die auf Grund einer Denunziation zu einer Anzeige wegen Wehrkraftzersetzung führte. Damit drohte ihm die Todesstrafe.


Bei der Verhandlung vor dem Zentralgericht des Heeres in Berlin am 27. September 1944 wurde er vom Vizepräsidenten des Münchner Landeskirchenamts Hans Meinzolt (1887–1967) verteidigt, der damals Oberstleutnant war. Vor Gericht trug Steinbauer seine Weihnachtspredigt nochmals vor. Sie hinterließ bei den Richtern tiefen Eindruck und rettete ihm zusammen mit Meinzolts Verteidigungsrede vermutlich das Leben: Der Prozess endete mit Freispruch.


Anschließend sorgte Steinbauer dafür, dass er in seiner Heimatgarnison in Ansbach eingesetzt wurde. Als er sich wegen seiner wieder aufgebrochenen Beinverwundung auf den Weg zu einem Lazarett machte, geriet er bei Enheim in Kriegefangenschaft. Nach einer Zwischenstation in Worms wurde Steinbauer im Kriegsgefangenlager Marseille interniert, wo er als Lagerpfarrer tätig wurde und eine evangelische Lagergemeinde aufbaute.


Quelle / Titel


  • © Landeskirchliches Archiv Nürnberg, LKR 50071 Steinbauer Karl