Die „Tee-Gesellschaft“


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Am 10. September 1943 veranstaltete Elisabeth von Thadden eine Geburtstagsfeier für ihre Schwester Marie-Agnes Braune in Berlin. An dieser „Tee-Gesellschaft“ nahmen der Gesandte Otto Kiep, die Diplomatenwitwe Johanna Solf, Staatssekretär Arthur Zarden mit Tochter, die Fürsorgerin Anne Rühle, Fanny von Kurowsky und Legationsrat Hilger van Scherpenberg teil. Von Thadden hatte den Arzt Dr. Paul Reckzeh dazu gebeten, der kurz zuvor den Kontakt zu ihr gesucht hatte. Nach eigener Aussage wollte er in Beziehung zu Oppositionellen treten, war aber in Wahrheit ein Spitzel der Gestapo.


Die Gäste erörterten angesichts der Kapitulation Italiens und der hoffnungslosen militärischen Lage Möglichkeiten einer Neuordnung Deutschlands nach Kriegsende. Man sprach offen, wiewohl der von Elisabeth eingeführte Dr. Reckzeh den übrigen Gästen fremd war. Dieser aber schien das Vertrauen wert zu sein; er bot sich als Kurier für Nachrichten in die Schweiz an, um die Zensur zu umgehen. Zweifel an der Identität Reckzehs stellten sich bei von Thadden erst nach dessen Abschied ein. Ein Anruf aus dem Oberkommando des Heeres brachte wenige Tage später die Gewissheit, dass die Gesellschaft das Opfer eines Spitzels geworden war.


Quelle / Titel


  • © Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Berlin, MfS HA IX/11 AS 190/67 Bd. 1