Denkschrift


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Da innerhalb der Inneren Mission nichts geschah, bat Superintendent Albertz Marga Meusel in einer Denkschrift für die Bekennende Kirche auf die Not der von der nationalsozialistischen Rassenpolitik betroffenen Menschen aufmerksam zu machen. Die von ihr im Mai 1935 verfasste Denkschrift leitete Albertz an den Präses der Bekenntnissynode, Karl Koch, weiter, der sie der Dritten Reichsbekenntnissynode in Augsburg Anfang Juni 1935 vorlegen sollte.


In ihrer Denkschrift schilderte Meusel die seelische und praktische Not evangelischer Christen jüdischer Herkunft und betonte die Gleichstellung aller Getauften in der Kirche. Sie forderte die Bekennende Kirche dazu auf, trotz der damit verbundenen Risiken eine Hilfsstelle einzurichten und ein öffentliches Wort an ihre nichtarischen Mitglieder zu richten. In Richtung der Inneren Mission mahnte sie: Man kann sich nicht zur Bekennenden Kirche halten und Forderungen des Evangeliums, die einem nicht angenehm sind, einfach ausschalten.


Marga Meusel wollte jedoch nicht zum politischen Widerstand gegen das Regime aufrufen. Gemäß Römer 13,1 dürfe, so Meusel, die Arbeit der Inneren Mission an den evangelischen Nichtariern weder aus einer Oppositionshaltung gegen den Staat heraus geschehen, noch dürfe sie zu einer solchen führen. Gleichzeitig forderte sie aber, dass die Bekennende Kirche ganz einfach den Weg des Gehorsams und des Glaubens gehen [muss], auch wenn sie weiß, dass sie damit äußere Sicherungen verliert. Dann trägt die Verantwortung der Herr Christus, in dessen Auftrag sie handelt.


Meusels Denkschrift wurde auf der Augsburger Reichsbekenntnissynode nicht beraten. Allenfalls wurde sie in Gesprächen am Rande thematisiert. Mittelfristig mündeten ihre Anstöße im Umkreis von Albertz und Niemöller 1938 in die Gründung des „Büro Pfarrer Grüber“ ein.


Quelle / Titel


  • © Ev. Zentralarchiv in Berlin, Best. 50 Nr 110, Bl. 103

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