Konflikte als Bekenntnispfarrer


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Aurel von Jüchen hat nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft über Werner Sylten geurteilt, im Gegensatz zu vielen anderen habe er sich auch nach der nationalsozialistischen Machtübernahme am 30. Januar 1933 zu seinen Überzeugungen bekannt. Deswegen geriet er auch schon bald in Konflikt mit der radikal deutschchristlichen Thüringer Kirchenleitung. Er schloss sich dem Pfarrernotbund und 1934 der in Opposition zur Kirchenleitung stehenden Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft in Thüringen an.


Wegen seiner Beteiligung an den Protesten der Bekennenden Kirche gegen den deutschchristlichen Reichsbischof Ludwig Müller wurde er im Januar 1934 durch die Thüringer Kirchenleitung verhört. Im Juli 1935 unterschrieb er eine Erklärung, in der die Lutherische Bekenntnisgemeinschaft der Thüringer Kirchenleitung den Gehorsam in geistlichen Angelegenheiten aufkündigte. Zusätzlich verdächtig war er durch seine Sympathien für die Religiösen Sozialisten, die Christentum und Nationalsozialismus für unvereinbar hielten. Außerdem stand das von ihm im Thüringer Mädchenheim praktizierte moderne Erziehungskonzept im krassen Gegensatz zu den von den Nationalsozialisten propagierten Erziehungsmethoden.


Die zunehmenden Konflikte belasteten Werner Syltens Ehefrau Hildegard so sehr, dass sie sich Anfang 1935 das Leben nahm. Schwer belastet wurde Werner Sylten auch durch die Sorge, dass seine jüdische Abstammung entdeckt werden könnte. Dies war bisher weder in der Öffentlichkeit noch bei der Thüringer Kirchenleitung bekannt. Wie aus einem Schreiben Werner Syltens an den geschäftsführenden Direktor des Evangelischen Reichserziehungsverbandes Alfred Fritz vom 27. Juni 1935 hervorgeht, trieb ihn die Sorge, dass diese Sache zu einem Kesseltreiben benutzt wird. Er hoffte daher, auf eine Stelle außerhalb Thüringens wechseln zu können.


Quelle / Titel


  • © Privatbesitz Walter Sylten, Berlin

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