Eugen Stöffler und Hermann Diem
Eugen Stöffler war Mitglied der Kirchlich-theologischen Sozietät in Württemberg, deren Vorsitzender der Ebersbacher Pfarrer Hermann Diem war. Die dem Schweizer Theologen Karl Barth nahestehende Theologenvereinigung nahm eine entschiedene Haltung innerhalb der Bekennenden Kirche ein.
Ihre Mitglieder lehnten im Frühjahr 1938 das von Landesbischof Wurm als Friedensangebot an den Staat von den Pfarrern geforderte „Gelöbnis an Eides Statt auf den Führer“ ab. Die Pogromnacht im November 1938 wirkte wie ein Schock. Mitglieder der Kirchlich-theologischen Sozietät diskutierten nun intensiv theologisch über ein positives Verhältnis der Christen zu den Juden.
Im März 1939 luden sie den Schweizer Alttestamentler Wilhelm Vischer zu einem Vortrag zum Thema: „Das Heil kommt von den Juden“ ein. Nach Einführung des Judensterns forderte Hermann Diem von der Kirchenleitung, die Pfarrer dazu anzuhalten, sich in der Predigt mit den verfolgten Juden zu solidarisieren.
An Ostern 1943 formulierte Diem zusammen mit einem Münchner Arbeitskreis den „Münchner Laienbrief“, der als Hirtenbrief der Bischöfe von allen Kanzeln verlesen werden sollte. Nachdem aus Angst vor Verfolgung dieser Vorstoß zu einem gemeinsamen öffentlichen Wort der Kirche gescheitert war, blieb den Freunden der Sozietät nur noch der Weg, sich an illegalen Rettungsaktionen zu beteiligen.
Sie waren es, die die „Pfarrhauskette“ in Württemberg ins Leben riefen. Das Ehepaar Krakauer sollte ursprünglich von Berlin aus nach Ebersbach als ihre erste Station kommen, vermittelt durch Ilse Härter, einer aus Berlin stammenden Pfarramtsvertreterin und Mitglied der Sozietät.
Eugen Stöffler muss eingeweiht gewesen sein, da er von Amts wegen Vikarin Härter zu betreuen hatte. Der Plan scheiterte, da kurz zuvor die im Ebersbacher Pfarrhaus untergetauchte Frau eines jüdischen Kantors aus Berlin, Franziska (Fraenze) Neumann, zusammen mit ihren beiden Buben von sechs und acht Jahren entdeckt und verhaftet worden war. Auf diese Weise wurde die erste Station von Max und Ines Krakauer in Württemberg das Pfarrhaus in Köngen.
Quelle / Titel
- © Foto Stöffler: Privatbesitz Ruth Stöffler © Foto Diem: Privatbesitz Martin Diem