Familie Krakauer


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Durch einen 1948 von Max Krakauer geschriebenen Bericht „Lichter im Dunkel“ ist der Fluchtweg von ihm und seiner Frau Karoline detailliert nachvollziehbar. Max Krakauer betrieb seit 1919 in Leipzig einen Filmverleih. 1933 musste er auf Druck eines Mitarbeiters und überzeugten Nationalsozialisten alle seine Rechte an diesem Unternehmen abtreten.


Versuche, nach England oder in die USA zu emigrieren, blieben erfolglos. Lediglich die Tochter Inge konnte im Januar 1939 nach England auswandern. Im Mai 1939 übersiedelten die Krakauers nach Berlin, da sie sich dort bessere Chancen erhofften, ein Visum zu erlangen.


Mit Beginn des Krieges wurde das Ehepaar dienstverpflichtet: Frau Krakauer hatte für einen Hungerlohn und unter entwürdigenden Bedingungen Kartoffeln zu schälen, später wurde sie zur Ausbesserung von Fliegerfilmdosen eingesetzt. Herr Krakauer leistete Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb. Die schwere Arbeit sowie die schlechte Lebensmittelversorgung führten zu einem rapiden Verfall seines Gesundheitszustandes, doch aus Angst vor der Gestapo wurden Krankmeldungen, wenn irgend möglich, vermieden.


Als Frau Krakauer am Abend des 29. Januar 1943 nach Hause zurückkehrte, löste sich eine Gestalt aus dem Dunkel der Mauern, eine zitternde Hand packte ihren Arm und eine Stimme flüsterte: ‚Die Gestapo ist in der Wohnung. Machen Sie schnell, dass Sie wegkommen! Weg! Schnell!‘ (Krakauer, Lichter, 25). Eine christliche Bekannte hatte Frau Krakauer gewarnt. Wohl alle anderen jüdischen Bewohner des Hauses, auch die Schwester von Frau Krakauer, wurden inhaftiert und verschleppt – man hörte niemals wieder von ihnen. Frau Krakauer gelang es, ihren Mann in einer nahen Arztpraxis abzufangen, wohin er sich zu einer Untersuchung begeben hatte.


Quelle / Titel


  • Krakauer, Lichter, 153 © Calwer Verlag, Stuttgart