Propaganda-Wahlkampf der Deutschen Christen


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Für den 23. Juli 1933 waren evangelische Kirchenwahlen angesetzt. Darüber entschied aber nicht mehr die Kirche, sondern seit der „Machtergreifung“ der Staat, der im Reichsgesetz eine neue Kirchenverfassung und den Zeitpunkt der Wahl verbindlich vorschrieb. Man erwartete von den Kirchenwahlen, dass sie Klarheit in die unsicher erscheinenden kirchenpolitischen Kräfteverhältnisse bringen würden. Es ging bei dem Procedere um die Wahl der Gemeindekirchenräte oder Kirchenvorstände und der Landessynoden, sofern diese durch die direkte kirchliche Mitgliederwahlen zu bestimmen waren.


Dafür war ein Zeitraum von nur neun Tagen vorgesehen. Die kurzfristige Terminierung zielte darauf ab, die Sammlung einer Gegenbewegung zu den Deutschen Christen zu erschweren. Ungeachtet der im Gesetz festgeschriebenen Überwachung der unparteiischen Durchführung durch einen Beauftragten des Innenministeriums und staatlicher Neutralitätsbekundungen kam es in dem kurzen Wahlkampf zu einer einseitigen Unterstützung der Deutschen Christen durch die NSDAP.


In geheimen Schreiben forderte die Reichsleitung der NSDAP die Gauleiter auf, die Deutschen Christen im Wahlkampf organisatorisch und mithilfe der Propaganda zu unterstützen, damit aus Prestigegründen der Wahlkampf der Deutschen Christen siegreich durchgeführt werden könne. Die Parteipresse bezog deutlich zugunsten der Deutschen Christen Stellung und stellte nachdrücklich heraus, wie der angestrebte Zusammenhang von „Evangelium und Volkstum“ durch die Deutschen Christen gewährleistet sei. Parteimitgliedern wurde sogar befohlen, die Deutschen Christen und keine Liste der Reaktionäre zu wählen. Als „Reaktionäre“ wurden die oppositionelle „Jungreformatorische Bewegung“ sowie die Liste Karl Barths diffamiert, die von der NSDAP massiv behindert und benachteiligt wurden.


Höhepunkt der propagandistischen Stimmungsmache bildete schließlich die Rundfunkansprache Adolf Hitlers, die über den „Volksempfänger“ im gesamten Reich ausgestrahlt wurde. Am Wahlsonntag selbst traten den Deutschen Christen uniformierte NS-Helfer zur Seite, Christenkreuz und Hakenkreuz mischten sich allenthalben.


Das Ergebnis der Kirchenwahl fiel entsprechend eindeutig aus. Sie endete mit einem überwältigenden Erfolg der Deutschen Christen, die eine Mehrheit von durchschnittlich etwa 70% erlangten. Gestärkt durch den Wahlerfolg gingen die Deutschen Christen daran, im Sinne der gleichzeitig rechtskräftig gewordenen neuen Kirchenverfassung die Deutsche Evangelische Kirche (DEK) als „Reichskirche“ aufzubauen.


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