Dietrich Bonhoeffer


Dietrich Bonhoeffer wuchs in der liberalen Gelehrtenfamilie des Psychiaters Karl Bonhoeffer und seiner Frau Paula in Breslau und Berlin auf. 1923 begann er sein Theologiestudium in Tübingen, setzte es in Berlin fort, wurde dort 1927 promoviert, machte 1928 das Erste, nach dem Vikariat in Barcelona das Zweite Theologische Examen und habilitierte sich 1930. Durch diese steile akademische Karriere noch zu jung für eine Ordination nutzte er ein Stipendium in New York, wo er prägende Eindrücke von den sozialen Dimensionen christlicher Existenz gewann. Diese Zeit ist als Wende vom Theologen zum Christen beschrieben worden (Bethge). Bonhoeffer stieg in die ökumenische Jugendarbeit ein, war daneben Privatdozent an der Berliner Humboldt-Universität, nach der Ordination auch Studentenpfarrer und engagierter Stadtvikar in einem Berliner Arbeiterbezirk. Untypisch für den Mehrheitsprotestantismus stand die Familie dem Nationalsozialismus von vornherein ablehnend gegenüber. So sprach Bonhoeffer schon im Februar 1933 kritisch über den „Führer“-Begriff und benannte bald nach den ersten Gewaltmaßnahmen gegen Juden offen die kirchlichen Handlungsmöglichkeiten. Früh nutzte er seine ökumenischen Kontakte, um über die Vorgänge in Deutschland aufzuklären. Eine Anwendung der antisemitischen Politik durch die Kirche gefährdete nach seiner Auffassung klar das ganze christliche Bekenntnis. Vor und nach den Kirchenwahlen 1933 engagierte er sich an der Spitze der „Jungreformatorischen Bewegung“ gegen die hitlertreuen „Deutschen Christen“. Mit Martin Niemöller gehörte er zu den Gründern des „Pfarrernotbundes“. Aus Enttäuschung über den zögerlichen Widerstand der Bekennenden Kirche zog er sich 1933/34 als Auslandspfarrer nach London zurück und konnte die deutschen Gemeinden im Königreich von der deutschen Reichskirche isolieren. 1935 wurde Bonhoeffer Direktor eines Predigerseminars der Bekennenden Kirche. In dieser Funktion war er einer der maßgeblichen Multiplikatoren des bekenntniskirchlichen Widerstands. Es gelang ihm, die Kurse bis 1940 heimlich fortzuführen. Durch Zwangsmaßnahmen des Regimes war er massiv eingeschränkt und durch seine drohende Einberufung zum Wehrdienst als Pazifist gefährdet. Darum reiste er 1939 zu einer Dozententätigkeit nach New York, die ihn längere Zeit geschützt hätte. Er kehrte jedoch schon bald in seine Heimat zurück. Hier ist die zweite Lebenswende vom Christen zum Zeitgenossen (Bethge) zu sehen. Bonhoeffer ließ sich durch familiäre Widerstandskontakte in die militärische Abwehr einbauen, um unter dem Schein kriegsnotwendiger Spionage seine ökumenischen Freunde über die Widerstandsbewegung und den geplanten Umsturzversuch zu informieren. Dieser Schritt in die politische Konspiration führte zu seiner Verhaftung 1943 und schließlich kurz vor Kriegsende zu seiner Ermordung im KZ Flossenbürg. Berühmt ist der Briefwechsel seiner zweijährigen Haftzeit („Widerstand und Ergebung“, „Brautbriefe“), in dem er bis zuletzt theologische Arbeiten weiterführte.


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