Hermann Umfrid


Hermann Umfrid war Sohn von Pfarrer Otto Umfrid, dem Mitbegründer und langjährigen Vizepräsidenten der Deutschen Friedensgesellschaft. Nach dem Besuch des Eberhard-Ludwig-Gymnasiums in Stuttgart studierte er von 1910 bis 1911 Jura, von 1911 bis 1914 Evangelische Theologie in Tübingen und Marburg. Nach schweren Gewissenskonflikten meldete er sich 1914 aus traditionell patriotischer Gesinnung zusammen mit anderen Kommilitonen freiwillig zum Kriegsdienst.


Von Oktober 1914 bis zum Jahr 1916 war er in englischer Kriegsgefangenschaft. 1917 kam er wegen schwerer Krankheit in einem Rot-Kreuz-Gefangenenaustausch in die Schweiz. Dort begegnete er dem Theologen und Religiösen Sozialisten Leonhard Ragaz, der ihn stark beeindruckte. Zu Umfrids Freunden gehörten der Pfarrer und Religiöse Sozialist Gotthilf Schenkel und Pfarrer Rudolf Daur, ein führendes Mitglied des Versöhnungsbundes. Wie Daur gehörte auch Umfrid dem Köngener Bund, einer Kirchenreformgruppe an.


Von 1918 bis 1922 war Umfrid Vikar der württembergischen Landeskirche. 1922 wurde er Pfarrer in Kaisersbach. Im Jahr darauf heiratete er Irmgard Silcher und bekam mit ihr vier Kinder.


Von 1929 bis 1934 war Umfrid Pfarrer in Niederstetten, einer Kleinstadt in Hohenlohe mit ungefähr 1700 Einwohnern. Dort lebte eine Minderheit von 81 Juden. Umfrid kannte keine Berührungsängste gegenüber den jüdischen Mitbürgern. Immer wieder besuchte er den Synagogengottesdienst.


Am 25. März 1933 fand in Niederstetten ein Pogrom statt. In seiner Predigt am folgenden Tag nahm Umfrid kritisch zum Pogrom Stellung. Die örtliche Parteileitung forderte ihn zum Widerruf seiner Predigt auf. Trotz des gegen ihn ausgeübten Psychoterrors seitens der Partei solidarisierte sich Umfrid weiter mit den Juden am Ort. Zu seiner großen Enttäuschung gewährten ihm seine kirchlichen Vorgesetzten nicht den von ihm erwarteten öffentlichen Schutz. Ende 1933 forderte ihn der NSDAP-Kreisleiter auf, sein Amt niederzulegen. Ihm und seiner Familie drohte KZ-Haft. In letzter Verzweiflung legte Hermann Umfrid Hand an sich; er verstarb am 21. Januar 1934 in Stuttgart.


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