Richard Gölz


In Stuttgart geboren, war Richard Gölz nach dem Studium der Theologie in Tübingen seit 1912 als 3. Pfarrer der Diakonissenanstalt Stuttgart tätig. Er nahm Orgelunterricht bei Heinrich Lang, bevor er 1916 Zweiter Stadtpfarrer von Knittlingen wurde. Seit 1920 Mitglied im Ausschuss des Evangelischen Kirchengesangvereins für Württemberg – später der Vorsitzende – und Herausgeber verschiedener kirchenmusikalischer Periodika, hielt er im Sommer 1924 eine erste eigene Singwoche in Bad Boll ab. Gölz trug das Anliegen der Singbewegung in die evangelische Kirche hinein und legte mit seinem Chorgesangbuch (1934) einen Meilenstein. Von 1928 bis 1935 wirkte er als Musikdirektor am Tübinger Stift und wurde zum Kirchenmusikdirektor ernannt. Als „Cantor Schwabens“ gründete er 1935 die Kirchliche Arbeit Alpirsbach zur Pflege der deutschen Gregorianik.


Gölz gehörte zu den Mitbegründern der „Kirchlich-theologischen Sozietät in Württemberg“ (1930) sowie des Pfarrernotbundes (1933) und geriet bereits 1932 in Tübingen in Konflikt mit dem nationalsozialistischen „Kampfbund für deutsche Kultur“. Das Gölzsche Pfarrhaus – nunmehr in Wankheim – gehörte zu einer Reihe evangelischer Pfarrhäuser, die untergetauchte Juden versteckten. 1938 verweigerte Gölz den Führereid und unterstützte den abgesetzten Bekenntnispfarrer Paul Schempp. Am 23. Dezember 1944 wurde Richard Gölz am Altar der Tübinger Stiftskirche verhaftet und ins KZ Welzheim verbracht.


Am 19. April 1945 von den Alliierten befreit, versuchte er in Bebenhausen die Gründung eines evangelischen Klosters und scheiterte. Zum 1. Juni 1946 in den Ruhestand versetzt, von seinen Freunden verlassen, wurde er in die Tübinger Nervenklinik gebracht. 1949 trat Gölz zur russischen Orthodoxie über, wurde 1950 zum Priester geweiht und betreute von 1951 bis 1958 eine Gemeinde in Hamburg. 1958 siedelte er nach Milwaukee über und wechselte 1965 in die serbisch-orthodoxe Diözese des Mittleren Westens. Er starb am orthodoxen Karfreitag, nachdem er morgens noch die mehrstündige Liturgie gefeiert hatte. Hildegard Gölz erhielt 1979 das Bundesverdienstkreuz; das Ehepaar Gölz wurde 1992 durch das Yad Vashem-Komitee zu „Gerechten unter den Völkern“ ernannt.


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