Katharina Staritz


Katharina Staritz wuchs als Tochter eines Gymnasialprofessors in Breslau auf. 1922 nahm sie dort ein Studium in Deutsch, Geschichte und Religion auf. 1926 wechselte sie nach Marburg zum Studium der Evangelischen Theologie, das sie 1928 abschloss. Im selben Jahr wurde sie als erste Frau an der Marburger Evangelisch-Theologischen Fakultät promoviert. Danach absolvierte sie ein Lehrvikariat in der altpreußischen Kirchenprovinz Schlesien. Nach ihrem Zweiten Theologischen Examen 1932 wurde sie im Sommer 1933 vom Kreissynodalverband Breslau-Stadt als Stadtvikarin angestellt. Den dienstrechtlichen Vorschriften für Frauen entsprechend erfolgten ihre Verbeamtung und Einsegnung als Vikarin erst 1938. Zu ihren Aufgaben als Stadtvikarin gehörte der „Übertrittsunterricht“, der sie in Kontakt mit Juden brachte, die zum Christentum übertreten wollten. Dabei erlebte sie die Nöte der von den Nationalsozialisten Verfolgten aus nächster Nähe. Im November 1938 übernahm sie die Leitung der schlesischen Vertrauensstelle des „Büros Pfarrer Grüber“, das Christen jüdischer Herkunft bei der Auswanderung half und mit seelsorgerlichen und sozialen Hilfsangeboten zur Seite stand. Als im September 1941 alle Juden gezwungen wurden, den Davidsstern zu tragen, forderte sie die Breslauer Pfarrer in einem Rundschreiben auf, die betroffenen Gemeindemitglieder nicht vom Gottesdienst auszuschließen und sich ihrer besonders anzunehmen. Die schlesische Kirchenleitung verhängte daraufhin ihre Zwangsbeurlaubung und drängte sie dazu, Breslau zu verlassen. Nach einem Hetzartikel in der SS-Zeitschrift „Das schwarze Korps“ wurde sie im März 1942 an ihrem früheren Studienort Marburg verhaftet und in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Der unermüdliche Einsatz ihrer Schwester Charlotte trug dazu bei, dass sie im Mai 1943 überraschend aus der Haft entlassen wurde. Im Januar 1945 floh sie mit ihrer Schwester und anderen Familienangehörigen vor der heranrückenden Roten Armee von Breslau nach Marburg. In den ersten Nachkriegsjahren arbeitete sie in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck als Pfarramtsvertretung und entwarf ein Vikarinnengesetz. 1950 wurde sie als erste ordinierte Theologin in ein Beamtenverhältnis bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau übernommen. Sie wurde mit der Frauenarbeit beauftragt und erhielt einen Predigt- und Seelsorgeauftrag in Frankfurt/Main. Schwer erkrankt, starb sie schon bald darauf im Alter von nur 50 Jahren.


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