Spruchkammerverfahren


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1946 leitete Alfred Leikam, konsequent wie er war, ein Entnazifizierungsverfahren gegen sich selbst ein. Von der dafür zuständigen Spruchkammer wollte er seine Mitgliedschaft in der Hitler-Jugend sowie seine Mitgliedschaften in der NSV – der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt – und der DAF – der Deutschen Arbeitsfront – geklärt haben. Allerdings wurde ein Verfahren gar nicht erst eröffnet und im Dezember 1946 eingestellt.
Dagegen legte Leikam Widerspruch ein, beantragte eine Entscheidung durch die Kammer und begründete ausführlich sein Verhalten: Er habe den Anspruch des christlichen Glaubens über den der Hitler-Jugend gestellt und sei aufgrund seiner Kontakte zur Bekennenden Kirche ein Gegner des Nationalsozialismus gewesen. Er habe Veranstaltungen der Bekennenden Kirche besucht und Schriften verteilt.
Die Spruchkammer Schorndorf entlastete ihn am 1. April 1947 vollständig. Er wurde freigesprochen, da er nach dem Maß seiner Kräfte aktiven Widerstand gegen die Gewaltherrschaft der NSDAP geleistet und dabei Nachteile erlitten hatte (Entscheid der Spruchkammer Schorndorf vom 1. April 1947: Privatbesitz Familie Leikam).
Auch im Verfahren gegen den früheren Korber Bürgermeister, mit dem Leikam 1935 auf dem Rathaus aneinander geraten war, hatte er aufzutreten. Leikam beschrieb den Vorfall. Gedanken an Rache waren ihm fern. In der Erklärung der Spruchkammer Waiblingen hieß es unter Bezug auf Leikams Aussage, dass der NS-Bürgermeister jemand gewesen sei, der die Theorie und Gepflogenheiten des Nationalsozialismus energisch vertreten habe (Erklärung Leikams vor der Spruchkammer Waiblingen, 14. Mai 1947: Privatbesitz Familie Leikam).
Von Mai 1946 bis April 1947 war Leikam selbst Spruchkammervorsitzender in Waiblingen. Nach erheblichen Auseinandersetzungen mit der Militärregierung über die Rechtsstaatlichkeit des Gesetzes zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5. März 1946, die er mit scharfer Klinge und präziser Terminologie führte, wurde er von seiner Aufgabe entbunden. Er duldete für sich keinen Zweifel an Recht und Gerechtigkeit.


Quelle / Titel


  • © 1+2: Privatbesitz Familie Leikam

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