Eugen Schilffarth: Verweigerung des Hitler-Grußes


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Ein Name, der sich häufiger in den geheimen Regierungspräsidentenberichten aus dem Bezirk Ober- und Mittelfranken findet, ist der Name von Pfarrer Eugen Schilffarth (1880–1952). Schilffarth amtierte seit 1927 in der Gemeinde Streitberg in der Fränkischen Schweiz. Er und seine Familie gerieten nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wiederholt in Konflikt mit der NSDAP und wurden mehrfach angezeigt.


Die NS-Machthaber betrachteten Schilffarth als Gegner des Nationalsozialismus und ließen ihn und seine Familie entsprechend beobachten. Seine Weigerung, in die NSDAP einzutreten, führte schon früh zu Drohungen, dass er Streitberg verlassen müsse. Als er in einem privaten Gespräch im Mai 1933 die örtlichen Nationalsozialisten mit Marxisten verglich, wurde er erstmals angezeigt und vom Beauftragten des Sonderkommissars der obersten SA-Führung für das Bezirksamt Ebermannstadt mit „Schutzhaft“ bedroht.


Anfang 1935 wurde dann Schilffarths ganze Familie denunziert. In einem Schreiben vom 23. Januar 1935 warf die NSDAP-Gauleitung ihm und seiner Familie vor, auf der Straße den Deutschen Gruß („Heil Hitler“) zu verweigern, und wertete dies als Zeichen seiner Distanz zum Nationalsozialismus. Als Schilffarths Tochter Erny im Januar 1937 bei einem Trauerzug die Fahne der NSDAP nicht grüßte, kam es zu einer weiteren Anzeige, in der ihr vorgeworfen wurde, den NS-Staat abzulehnen und mit ihrem Verhalten vorsätzlich Unruhe in der Bevölkerung stiften zu wollen.


Trotz der ständigen Auseinandersetzungen mit den örtlichen Nationalsozialisten, der Drohungen und Anzeigen hielt sich Schilffarth auch weiterhin nicht zurück und wagte es 1936 erneut, Nationalsozialisten und Kommunisten zu vergleichen. Mangels Beweisen musste ein entsprechendes Verfahren jedoch eingestellt werden. Besonderen Anstoß erregte Schilffarth, als er eine zum Verlassen Streitbergs gezwungene jüdische Familie am Bahnhof verabschiedete und im Konfirmandenunterricht äußerte, dass Juden durch die Taufe zu Christen würden.


Quelle / Titel


  • © Schreiben und Foto: Archiv des Evangelisch-Lutherischen Pfarramts Streitberg, Wiesenttal

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