Im Berliner Schulleben während der NS-Zeit


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Nach dem Referendariat für den höheren Schuldienst unterrichtete Elisabeth Schmitz sechs Jahre lang an verschiedenen Berliner Schulen die Fächer Religion, Geschichte und Deutsch. 1929 erfolgte eine Anstellung als Studienrätin an der Luisenschule in Berlin-Mitte. Ihre berufliche und finanzielle Zukunft schien damit gesichert.


Nach 1933 erlebte Schmitz, wie jüdische und politisch unliebsame Lehrer und Lehrerinnen aus dem Schuldienst gedrängt wurden, auch ihre sozialdemokratische Direktorin musste die Schulleitung abgeben. Jüdische Schülerinnen verließen die Schule. Durch ihre kritische Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus geriet Schmitz in Konflikt mit ihrem neuen Direktor und ließ sich 1935 an die Auguste-Sprengel-Schule in Berlin-Lankwitz versetzen.


Schmitz lehnte es ab, in den Nationalsozialistischen Lehrerbund, der alleinigen Lehrerorganisation im „Dritten Reich“, einzutreten. Den Eintritt in die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, zu dem sie 1937 gedrängt worden war, bedauerte sie ein Jahr später, denn letztlich sei die Mitgliedschaft in jeder NS-Gliederung für eine Christin unmöglich, da sie alle auf der nationalsozialistischen Weltanschauung gründeten. Sie wünschte sich, dass die Bekennende Kirche es aussprechen würde, dass für ihre Glieder eine Mitgliedschaft in keiner der NS-Gliederungen möglich sei.


In ihrem Deutsch- und Geschichtsunterricht geriet Schmitz immer öfter in Gewissenskonflikte. Eine Erziehung zu Wahrhaftigkeit, zu Selbstverantwortung, zu Objektivität, zu Menschlichkeit wurde in der Atmosphäre von Subalternität, von Haß, von Rassendünkel und Vergötzung des eigenen Volkes immer unmöglicher, beschrieb sie am 5. März 1947 ihre damalige berufliche Situation (zit. nach: Erhart, Staritz, S. 265).


Ihre Gewissensnöte verschlimmerten sich, als die neuen Lehrpläne vom 29. Januar 1938 als Erziehungsziel den nationalsozialistischen Menschen proklamierten. Damit war für sie die Existenz des christl. Lehrers in Deutschland eine unmögl. Existenz (Brief an Charlotte von Kirschbaum vom 17.7.1938). Eine befreundete „nichtarische“ Kollegin nahm sich in dieser bedrückenden Situation das Leben.


Quelle / Titel


  • © Karl-Barth-Archiv, Basel