Karl Stoevesandt


Der Bremer Arzt Dr. Karl Stoevesandt wurde am 9. August 1882 als Sohn des damaligen Direktors der Städtischen Krankenanstalten Dr. Johannes Stoevesandt (1848–1933) in Bremen geboren. Er war geprägt durch ein konservatives evangelisches Elternhaus, in dem der Vater hohe moralische Ansprüche stellte. Nach Studienjahren in Tübingen, Berlin und Leipzig ließ er sich 1913 als praktischer Arzt in seiner Heimatstadt nieder.


1933 wurde Stoevesandt, theologisch konservativ und gegen die Liberale Theologie eingestellt, Mitglied im Vorstand und 1938 Verwaltender Bauherr der Gemeinde Unser Lieben Frauen. Er geriet mitten hinein in die Auseinandersetzungen mit dem Anführer der Deutschen Christen in Bremen, dem Domprediger und Landesbischof Heinrich Weidemann (1895–1976), der 1934 vom Kirchentagspräsidenten und NSDAP-Bürgermeister Otto Heider (1896–1960) unter Bruch der Kirchenverfassung zum Bischof ernannt worden war. Als Staatsrat und mit Rückendeckung der NS-Politik beanspruchte Weidemann die Alleinherrschaft in der Bremischen Evangelischen Kirche. Widerstand gegen Weidemanns Regiment zog in der Regel ein Einschreiten der Staatsmacht nach sich. In dieser Situation versuchte Karl Stoevesandt ein Auseinanderbrechen seiner Gemeinde zu verhindern. Er war auf Ausgleich bedacht, obwohl er persönlich sich den NS-Ansprüchen widersetzte: Er weigerte sich, dem NS-Ärztebund beizutreten und dessen Schulungsbrief zu abonnieren. Er lehnte die Sterilisierungsgesetze ab und hielt weiter Kontakt zu jüdischen Kollegen. In seinem Haus wurde am 4. Juni 1934 die Bremer Bekenntnisgemeinschaft gegründet. Karl Stoevesandt wurde Vorsitzender der Synode der Bekennenden Kirche und des Landesbruderrats. Er wurde 1935 und 1936 jeweils für mehrere Tage verhaftet, verhört und wieder entlassen, erhielt Aufenthaltsverbote in Hamburg und Schleswig-Holstein.


Im Frühsommer 1945 entsandte seine Gemeinde ihn in den Vorläufigen Kirchenausschuss der neu zu ordnenden Bremischen Evangelischen Kirche. Seine Mitarbeit dort hat erheblich dazu beigetragen, dass sich die sehr autonomen bremischen Gemeinden nicht nur als Zweckverband, sondern schließlich als eine Kirche wie andere verstanden.


Bis 1961 gehörte Karl Stoevesandt als Vertreter der Bremischen Evangelischen Kirche der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland an. Ab 1945 war er Vorsitzender des Landesvereins zur Bekämpfung der Tuberkulose – einer Erkrankung, die in den Nachkriegsjahren in Deutschland viele Menschen betraf. Auch der Ärztliche Verein zu Bremen, eine freiwillige Initiative zur ärztlichen Fortbildung, wählte ihn zu seinem Vorsitzenden. Zusätzlich wurde er in den Vorstand der Wittheit, einer Bremer Vereinigung zur Förderung der Wissenschaften, berufen. Die Theologische Fakultät der Universität Mainz verlieh ihm die Ehrendoktorwürde und der Deutsche Ärztetag die Paracelsus-Medaille für seine Arbeit in der Tuberkulose-Forschung.


In seiner Haltung und in seiner Arbeit wurde Stoevesandt von seiner Frau Dorothee, geborene Köster, (1886–1973) energisch und mit viel Engagement 60 Jahre lang unterstützt. Er starb drei Jahre nach seiner Frau am 4. Juli 1977 in Bremen.


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