Ludolf Hermann Müller


Ludolf Hermann Müller wuchs als drittes von acht Kindern des Superintendenten Ludwig Müller in Kalbe (Altmark) und in Magdeburg auf. Nach dem Theologiestudium in Tübingen, Leipzig und Halle (1901–1905) schlug er den für ihn selbstverständlichen Weg ins Pfarramt ein. Am 25. April 1911 heiratete er standesgemäß die Tochter des Superintendenten von Ziesar, Irmgard Boy († 1954). Frühe Stationen seines pfarramtlichen Wirkens waren Gollma (Vikariat), Dambeck/Altmark, Plock/Polen, Sierpc/Polen und Schönsee/Westpreußen. Aus Schönsee (heute Kowalewo) wurde er 1921 nach kurzer Haft aus politischen Gründen von den polnischen Behörden ausgewiesen. Er kehrte zurück in die Provinz Sachsen, wo er 1922 die Pfarrstelle Dingelstedt am Huy übernahm. Von dort wurde er 1927 zum Superintendenten des mehrheitlich katholischen Kirchenkreises Eichsfeld mit dem Dienstsitz in Heiligenstadt berufen.


Trotz seiner nach eigener Aussage ausgeprägt nationalkonservativen Gesinnung erkannte Ludolf Müller von Anfang an im Gegensatz zu vielen anderen evangelischen Theologen die kirchenfeindliche und antichristliche Seite von Hitlers Ideologie und warnte vor den Folgen einer Vereinnahmung der evangelischen Kirche durch das NS-Regime. Er engagierte sich frühzeitig in der Bekennenden Kirche in der Altpreußischen Union und nahm als Vorsitzender des provinzsächsischen Bruderrats und Präses der Bekenntnissynode eine führende Rolle innerhalb der Provinz Sachsen ein. Diese Aktivitäten führten 1934 zur Einleitung eines Disziplinarverfahrens und zum vorübergehenden Verlust seines Superintendentenamts. Drei Mal wurde er 1937/1938 wegen seines widerständigen Verhaltens verhaftet.


Seiner zentralen Stellung in der Bekennenden Kirche verdankte er 1947 schließlich seine Wahl zum ersten Bischof der nach Kriegsende neu begründeten Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. In seinem neuen Amt bezog er wiederum entschieden Position gegen staatliche Maßnahmen, z. B. im Zuge der Bodenreform und der Beschlagnahmung diakonischer Einrichtungen. Zum 1. Oktober 1955 trat Bischof Müller in den Ruhestand. Er verstarb am 14. Februar 1959 nach kurzer Krankheit in seiner Magdeburger Wohnung. Seine umfangreichen Lebenserinnerungen konnte er nicht mehr vollenden.


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