Horst Thurmann


Horst Thurmann, Jahrgang 1911, reformierter Theologe, stammte aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Im Konfirmandenunterricht bei Pfarrer Ernst Jacobi in Düsseldorf erlebte er seine Bekehrung, die bei ihm den Wunsch weckte, als Missionar in Indien wirken zu können. Er studierte Theologie in Göttingen, Marburg, Leipzig und Bonn. Nach dem 1. Examen 1934 bewarb er sich vergeblich bei verschiedenen Missionsgesellschaften und setzte daher seine kirchliche Ausbildung als Vikar in Heusweiler und Elberfeld fort. 1936 war er ein halbes Jahr lang Vikar im illegalen Predigerseminar Finkenwalde bei Dietrich Bonhoeffer, der ihn im Anschluss daran für ein weiteres Jahr zur Mitarbeit in dem Bruderhaus einlud. Nach dem 2. Examen wurde er in verschiedenen rheinischen Gemeinden Hilfsprediger, zuletzt in Euskirchen. Hier wurde er am 12. März 1940 von der Gestapo wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz verhaftet, weil er sich gegenüber Konfirmandeneltern kritisch zum deutschen Einmarsch in Polen und ersten bekannt gewordenen Tötungen von Juden durch die SS geäußert hatte. Von dem Sondergericht in Köln wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, nach deren Verbüßung er allerdings nicht frei gelassen, sondern als erster rheinischer Geistlicher als Häftling Nr. 25232 im Konzentrationslager Dachau in Schutzhaft genommen wurde.


Gemeinsam mit Martin Niemöller und anderen evangelischen Pfarrern blieb er dort bis zur Befreiung durch die Amerikaner am 29. April 1945. Von ihm sind aus dieser Zeit drei Predigten erhalten, die er im berühmten „Pfarrerblock“ gehalten hat. Nach Kriegsende hat er als Erinnerungen „Einiges über Dachau“ niedergeschrieben, in denen er sehr detailliert die Mord- und Foltermethoden im Lager wiedergab. Unglaublich war, dass seine Verlobte Magdalene Splettstößer in Berlin im Reichssicherheitshauptamt den Empfang von Nahrungsmittelpaketen durchgesetzt hat, ohne die Thurmann und andere Insassen sicher verhungert wären. Sie sorgte auch dafür, dass das Paar 1942 in Dachau standesamtlich und ein Jahr später, mit einem SS-Mann als Trauzeugen, auch kirchlich getraut wurde. Nach der Trauung wurde er, gemeinsam mit seiner Frau, sogar zu einem dreiwöchigen Urlaub freigelassen.


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