Wilhelm Winterberg


Wilhelm Winterberg, Jahrgang 1907, wuchs in einer pietistisch-erweckten Umgebung in Halle an der Saale auf. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Bethel, Tübingen, Münster, Erlangen und Bonn und dem Vikariat in Gummersbach und Elberfeld war er 1933/34 Hilfsprediger in Bonn und Koblenz und ab 1935 Gemeindepfarrer in Koblenz. 1946 wechselte er auf eine Pfarrstelle in seinen Geburtsort Wuppertal-Cronenberg. Schließlich war er ab 1957 Pfarrer und von 1968 bis zu seiner Emeritierung 1973 Superintendent in Bonn, wo er 1991 im 84. Lebensjahr starb.


Winterberg war ein Schüler Karl Barths. In der Bonner Kreuzkirchengemeinde, deren Presbyterium Barth angehörte, wirkte er als Hilfsprediger. In der „NS-Gauhauptstadt“ Koblenz war Winterberg als einziger Pfarrer der Bekennenden Kirche neben zum Teil sehr radikalen Pfarrern der Thüringer Deutschen Christen in den sog. Kirchenkampf involviert. Nachdem er anfänglich durchaus Sympathien für den Nationalsozialismus gehabt hatte, wandelte er sich auf Grund seiner von Barth geprägten theologischen Position nicht nur zu einem energischen Kritiker der deutschchristlichen Irrlehre und Machtpolitik in der Kirche, sondern zunehmend auch zu einem Kritiker der nationalsozialistischen Weltanschauung und Gewaltherrschaft.


In seinen mutigen Predigten im „Dritten Reich“, die in ihrer Deutlichkeit selbst bei prominenten bekenntniskirchlichen Theologen ihresgleichen suchen, bekannte Winterberg sich beispielsweise nicht nur ausdrücklich zu seinem Lehrer Barth – auch dann noch, als dieser bereits als Staatsfeind galt, von dem sich sogar die Bekennende Kirche distanzierte –, sondern er prangerte etwa auch die Rassenlehre der Nationalsozialisten an.


Winterberg wurde mindestens zwanzig Mal von der Gestapo vorgeladen. Mehrere Strafverfahren wurden gegen ihn eingeleitet und seine Post wurde überwacht. Ihm wurde die Schriftleitung des Koblenzer Sonntagsblattes entzogen und die Erteilung von Religionsunterricht untersagt. Nur durch Zufall scheint Winterberg von einer Inhaftierung verschont geblieben zu sein.


zurück zur Person zurück zur Person