Gotthilf Adolf Schenkel


Als Sohn eines Missionars in Indien geboren, durchlief Gotthilf Schenkel den klassischen Bildungsgang der württembergischen Theologen. Nach bestandener Erster Theologischer Dienstprüfung (Frühjahr 1914) wurde er Vikar in Freudenstadt, Bad Wildbad und Zuffenhausen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Schenkel Stadtpfarrer an der Pauluskirche in Zuffenhausen. Dort pflegte er intensiven Kontakt zur Arbeiterschaft und trat 1928 der SPD bei. 1932 kandidierte Schenkel erfolglos bei den Wahlen zum württembergischen Landtag. Als Schriftleiter des reichsweit erscheinenden „Sonntagsblattes des arbeitenden Volkes“ warnte er bereits vor und auch noch unmittelbar nach der „Machtergreifung“ vehement vor den Gefahren des Nationalsozialismus.


Nachdem die SA vor dem Haus der Pfarrwohnung von Schenkel Demonstrationen organisiert hatte, wurde Schenkel auch auf Drängen des Kirchengemeinderats Mitte März 1933 vom Oberkirchenrat in Stuttgart beurlaubt. Am 22. März 1933 wurde Schenkel von SA-Leuten kurzzeitig in Haft genommen. Am gleichen Tag freigelassen, tauchte er mit seiner Familie zunächst unter. Unter dem Eindruck der staatlichen Repressalien trat Schenkel Mitte März 1933 aus der SPD aus.


Im Mai 1933 versetzte die Kirchenleitung Schenkel in die hohenlohische Landgemeinde Unterdeufstetten, in der er – permanent den Angriffen der Nationalsozialisten ausgesetzt – bis Kriegsende als Pfarrverweser wirkte.


1947 übernahm Schenkel die 1. Stadtpfarrstelle in Oberesslingen, bevor er 1951 zum Kultusminister des Landes Württemberg-Baden und 1952 zum Kultusminister von Baden-Württemberg berufen wurde; dieses Amt versah er bis 1953. Von 1952 bis 1960 saß Schenkel für die SPD im Landtag von Baden-Württemberg.


Der 1926 in Tübingen zum Dr. theol. promovierte Schenkel trat als Autor zahlreicher theologischer Bücher und Schriften in Erscheinung. Zuletzt verfasste er 1949 eine Biographie über Mahatma Gandhi, den er Ende 1931 persönlich kennenlernte und den er zeitlebens als sein Vorbild ansah.


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