Theodor Dipper


Nach dem Abitur am Evangelisch-theologischen Seminar in Blaubeuren im Jahr 1921 studierte Theodor Dipper evangelische Theologie in Tübingen. 1925 folgten die Erste Theologische Dienstprüfung und das Vikariat u. a. in Ebingen, Heilbronn und Stuttgart. Nach dem Zweiten Theologischen Examen 1929 wirkte er ab 1929 als Pfarrer in Würtingen.


Theodor Dipper begriff – anders als Landesbischof Theophil Wurm – die Machtergreifung der Nationalsozialisten von Anfang an als Bedrohung der Kirche und lehnte jede Form eines Zusammenwirkens mit den Deutschen Christen ab. Seit 1934, als mehrfach die Gleichschaltung der Landeskirche drohte, avancierte er zu einer Schlüsselfigur württembergischer Kirchenpolitik: als Gründungsmitglied der Bekenntnisgemeinschaft, Leiter des Landesbruderrates und des Gemeindedienstes brachte sich Dipper in alle wichtigen kirchenpolitischen Entscheidungen ein, stets um kritische Solidarität mit seinem Landesbischof bemüht. Dabei fungierte der Gemeindedienst, der auch das Büro der Bekenntnisgemeinschaft beheimatete, als zentrale Informations- und Kommunikationsplattform.


Ende 1937 brachte ihm eine Kritik an Alfred Rosenberg ein Redeverbot ein. Unbeschadet Dippers mutiger Verteidigung stellte sich der Evangelische Oberkirchenrat Stuttgart nicht kompromisslos hinter hin. Differenzen in grundlegenden kirchenpolitischen Fragen, befördert durch eine unterschiedliche Bewertung der nationalsozialistischen Außenpolitik, waren hierfür maßgeblich verantwortlich. Stattdessen wurde ihm das Pfarramt in Reichenbach als neue Wirkungsstätte zugewiesen, zudem musste das Büro der Bekenntnisgemeinschaft in seine Privatwohnung verlegt werden.


An seinem kirchenpolitischen Engagement hielt Dipper, eingeschränkt durch das weiter bestehende Redeverbot, gleichwohl fest. Mehrfach geriet er deswegen mit der Gestapo in Konflikt: Im April 1938, weil er die württembergische Pfarrerschaft über die Misshandlung seines Freundes, des Kirchenheimer Pfarrers Otto Mörike, informierte; im Dezember 1938, weil bei einer Hausdurchsuchung belastendes Material sichergestellt wurde. Mehrere Wochen musste er im Schutzlager Welzheim verbringen, ehe er – nicht zuletzt auf Intervention des Oberkirchenrats – wieder entlassen wurde. Dies alles sollte Dipper nicht davon abhalten, untergetauchte Juden zu verstecken. Auch in der Bekenntnisgemeinschaft blieb Dipper aktiv, wenngleich er die Funktion eines Geschäftsführers – da zu exponiert – niederlegte.


Während Dipper nach dem Krieg zum Vorsitzenden des Bruderrates der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt wurde (1956), sollte es ihm in seiner württembergischen Heimat verwehrt bleiben, mehr als Dekan zu werden. Dafür wurden er und seine Ehefrau Hildegard posthum von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt (2010).


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