Friedrich von Bodelschwingh


Friedrich (Fritz) von Bodelschwingh d. J. entstammte altem westfälischem Adel. Der Vater, Friedrich von Bodelschwingh d. Ä., war Pfarrer und hatte seit 1872 die später nach ihm benannten Betheler Anstalten, in denen u. a. Epileptiker und „Wanderarme“ betreut wurden, zur größten Einrichtung der Inneren Mission ausgebaut. In späteren Jahren war er auch Mitglied im preußischen Abgeordnetenhaus und gehörte dem konservativen Flügel an. Der Sohn Fritz, das jüngste von insgesamt acht Kindern, trat in die Fußstapfen des Vaters und wurde ebenfalls Pfarrer. Er folgte dem verehrten Vater nach dessen Tod 1910 in der Leitung der Betheler Anstalten nach. Trotz Umbrüchen und Notlagen konnte er die Anstalten weiter ausbauen. Auf nationaler Ebene übernahm er verschiedene Aufgaben in Kirche und Innerer Mission. 1925 war er Teilnehmer der Weltkirchenkonferenz in Stockholm. Wegen seiner Integrität und Vermittlungsfähigkeit wurde er am 27. Mai 1933 auf Vorschlag der „Jungreformatorischen Bewegung“ von den Vertretern der deutschen Landeskirchen zum Reichsbischof, d. h. zum Oberhaupt der geplanten neuen Deutschen Evangelischen Kirche, gewählt. Dies geschah gegen den Willen der Deutschen Christen, die ihren Schirmherrn Ludwig Müller vorgeschlagen hatten und mit allen Mitteln versuchten, das Ergebnis der Wahl umzukehren. Nach nur vier Wochen im Amt wich Bodelschwingh, der sich auch des Rückhalts insbesondere verschiedener lutherischer Kirchenführer nicht mehr sicher sein konnte, dem staatlichen Druck und trat zurück. Von Bethel aus engagierte er sich in der sich formierenden Bekennenden Kirche und nahm u. a. an den Reichsbekenntnissynoden 1934 in Barmen und Dahlem teil. Zwischen den verschiedenen kirchenpolitischen Lagern versuchte er zu vermitteln, widerstand aber 1935 den Bemühungen des NS-Reichskirchenministers Hanns Kerrl, ihn für eine Mitarbeit in den zur Befriedung der Kirche eingesetzten Kirchenausschüssen zu gewinnen. Als nach Kriegsbeginn Tausende seiner Schutzbefohlenen in Bethel von der „Euthanasie“ bedroht waren, gelang es Bodelschwingh durch geschickte Verhandlungen und Taktieren, die geplanten Tötungen abzuwehren. Die kirchlichen Einigungsbestrebungen des württembergischen Landesbischofs – und seit 1945 ersten EKD-Ratsvorsitzenden – Theophil Wurm förderte Bodelschwingh nachhaltig und bewies hier abermals seine Gabe zu vermitteln.


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