Antinationalsozialistische Äußerungen


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Am 10. November 1937 hielt sich Alfred Leikam im Korber Rathaus auf, um eine persönliche Angelegenheit zu regeln. Dort begegnete er Bürgermeister Karl Schick, der ihn mit der Frage provozierte, wie es denn der Kirche ginge. Leikam kam nicht umhin zu antworten, dass es der Kirche unter dem Nationalsozialismus nur schlecht gehen könne. Er sprach auch offen von der Ermordung Friedrich Weißlers im Februar und der Verhaftung Martin Niemöllers im Juli 1937.
Daraufhin entbrannte ein zweistündiger Streit, an dem sich immer mehr Personal aus dem Rathaus beteiligte: neben Bürgermeister Schick ein Gemeindepfleger, ein Amtsbote und zwei Verwaltungskandidaten – darunter ein Leikam wenig gesonnener Schulkamerad. Zur Eskalation trug noch bei, dass der Amtsbote mit einer Hakenkreuzfahne erschien, womit er den Sitzungsraum für eine Trauung schmücken wollte. Leikam nahm überhaupt kein Blatt vor den Mund. Rückblickend berichtete er:
Den Anlaß zu meiner Verhaftung im Februar 1938 bot eine Auseinandersetzung mit dem damaligen Bürgermeister von Korb über die kirchliche Lage, in der ich mein Herz in aller Offenheit klarlegte und dabei die Partei in ihrem Kampf gegen die Kirche der Hinterlist und Feigheit bezichtigte, den Anspruch der Partei über den Anspruch des christlichen Glaubens kategorisch ablehnte und dabei zum Ausdruck brachte, daß ich den Nationalsozialismus „bis auf’s Messer“ bekämpfen werde. Es soll damit nicht gesagt sein, daß ich mit meinen 22 Jahren das Wesen das Nationalsozialismus genau erkannt hatte, ich lehnte ihn deshalb so bestimmt ab, weil er in allen seinen Reden und Handlungen mit dem Wort Gottes in krassem Widerspruch stand, dem ich gehorsam zu sein versuchte. (zitiert nach G. Harder/W. Niemöller, Stunde, 386)
Wegen seiner antinationalsozialistischen Äußerungen im Korber Rathaus wurde Leikam 1938 angeklagt und in Schutzhaft genommen. In der Anklageschrift des Stuttgarter Oberstaatsanwalts hieß es, als fanatischer Anhänger der Bekenntnisfront habe Leikam gehässige und hetzerische Äusserungen über Anordnungen leitender Persönlichkeiten des Staates und der Partei gemacht, die geeignet seien, das Vertrauen des Volkes zur politischen Führung zu untergraben.


Quelle / Titel


  • © Privatbesitz Familie Leikam

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