Ausschluss aus der Hitler-Jugend


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Im Dezember 1933 gab Reichsbischof Ludwig Müller die Evangelische Jugend an die Hitler-Jugend preis. Daraufhin wurden die evangelischen Jugendverbände in die Hitler-Jugend überführt. Im Frühjahr 1934 fand in Korb eine Feierstunde statt, bei der die Angehörigen des Christlichen Vereins Junger Männer feierlich in die Hitler-Jugend übertreten sollten. Zwei Jugendliche verweigerten den dafür vorgesehenen symbolischen Akt: Alfred Leikam und der junge Bauernknecht Ernst Weihbreht blieben stehen, anstatt zu den „Braunhemden“ – den braun uniformierten Hitler-Jungen – hinüberzugehen.
Die Korber Zuschauer bemerkten diesen Zwischenfall kaum, innerhalb der Jugend wurde darüber aber heftig diskutiert. Die genauen Gründe für Leikams Verweigerung sind nicht bekannt. Er selbst äußerte dazu später: Es hat mir einfach nicht gepaßt, daß da von oben das Kommando kam: von jetzt ab müßt ihr eure Eigenständigkeit aufgeben (zitiert nach B. Wenke, Leikam, 64). Von Sanktionen blieb er zunächst noch verschont.
Trotz seiner Verweigerung wurde Leikam für ein knappes Jahr Mitglied in der Hitler-Jugend. Zu dieser Mitgliedschaft veranlasste ihn sein Verständnis von Römer 13, wonach er sich zum Gehorsam gegenüber der Obrigkeit verpflichtet sah. Er wurde allerdings schnell auffällig: So verweigerte er 1935 auf einer Gedenkfeier für die Rückgliederung des Saarlandes als einziger den geforderten strammen Deutschen Gruß („Hitler-Gruß“) und zeigte damit eine deutliche Geste des Widerstands.
Bald darauf verwickelte Leikam Funktionäre der Hitler-Jugend in theologische Debatten. Baldur von Schirachs Lied Unsere Fahne flattert uns voran brandmarkte er als heidnischen Götzendienst (B. Wenke, Interviews, 125), da laut Liedtext die Fahne […] in die Ewigkeit führt und mehr als der Tod sei. Daraufhin wurde er zum Jahresbeginn 1936 aus der Hitler-Jugend ausgeschlossen.


Quelle / Titel


  • © Privatbesitz Familie Leikam

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