Protest gegen die Judenverfolgung


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Im März 1934 rief die NSDAP-Kreisleitung Ansbach-Feuchtwangen die Bevölkerung zu einem besonders perfiden antisemitischen Boykott auf: Sie ließ eine Erklärung verteilen, die alle Bürgerinnen und Bürger unterschreiben und sie dazu verpflichten sollte, künftig keinen Handel mehr mit Juden zu betreiben, kein jüdisches Geschäft mehr zu betreten und auch keine Dienstleistungen von jüdischen Ärzten und Rechtsanwälten mehr in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus sollten sie kontrollieren, dass sich auch ihre Familien, Verwandten und Bekannten strikt an den Boykott hielten. Bei Zuwiderhandlung drohte der sofortige Ausschluss aus der NSDAP und ihren Unterorganisationen sowie die öffentliche Bloßstellung und Beschimpfung.


Nachdem die evangelischen Kirchenleitungen zur Judenverfolgung bisher geschwiegen hatten, sah Friedrich von Praun jetzt die Verpflichtung, das Schweigen zu brechen und der antisemitischen Hetze der NSDAP-Kreisleitung entschlossen entgegenzutreten. Er teilte dem Präsidium des Münchner Landeskirchenrats mit, dass er um der Wahrhaftigkeit und des Rechtes willen persönlich beim kommissarischen Regierungspräsidenten von Ober- und Mittelfranken Hans Georg Hofmann (1873–1942) protestieren werde und mahnte: Die Mitmenschen warten darauf, daß einer den Mut aufbringt, gegen diese Demagogie Widerstand zu leisten.


Damit gab von Praun Landesbischof Hans Meiser (1881–1956) den entscheidenden Impuls für einen schriftlichen Protest beim bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert (1874–1942), der außer durch eine knappe Eingangsbestätigung allerdings nicht beantwortet wurde. Ob von Praun nach dem Protest Meisers noch persönlich bei Hofmann vorstellig wurde, ist unklar; seiner Initiative bleibt aber einer der wenigen bekannten Proteste der Kirchenleitung gegen die Judenverfolgung zu verdanken.


Quelle / Titel


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