Politische Haltung in der Weimarer Republik


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Friedrich von Prauns politische Haltung in der Weimarer Republik ist nur in groben Umrissen bekannt. Sie geht hauptsächlich aus Dokumenten hervor, die aus der Zeit der NS-Herrschaft stammen. Als er sich vor seinen kirchlichen Vorgesetzten, vor der Gestapo und dem Sondergericht Nürnberg zu seiner politischen Vergangenheit in der Weimarer Zeit äußerte, befand er sich bereits in einer Situation, in der er sich gegen den Vorwurf der Staatsfeindschaft verteidigen musste und in die Fänge der NS-Terrorjustiz geraten war. Deshalb sind seine Aussagen kritisch zu bewerten, denn er war gezwungen, eine Nähe zum Nationalsozialismus zu behaupten, die es in dieser Form vermutlich nicht gegeben hat.


Nach den Verteidigungsschreiben von Prauns, nach Verhörprotokollen und Prozessberichten lehnte er die Revolution von 1918 und die Räterepublik von 1919 ab. Er wurde in einer antirevolutionären Bürgerwehr in Nürnberg aktiv und entschied sich 1919, als Rechtsanwalt zu arbeiten, weil er zu diesem Zeitpunkt aus politischen Gründen nicht im Staatsdienst tätig sein wollte. Er unterhielt persönliche Kontakte zu Oberlandesgerichtsrat Theodor von der Pfordten (1873–1923), der schon früh die NSDAP unterstützte und als Teilnehmer des Hitler-Ludendorff-Putsches am 9. November 1923 erschossen wurde.


Als von Praun 1920 in den kirchlichen Dienst trat und nach München wechselte, brachte ihn von der Pfordten in Verbindung zur völkischen Bewegung. Dieser Bewegung stand er bis zu seiner Versetzung nach Ansbach 1930 nahe, trat aber keiner völkischen Organisation bei. Über von der Pfordten lernte er NS-Größen wie Hermann Göring und Adolf Hitler kennen. Von Praun meinte zwar, er sei der Hitler-Bewegung … Jahre lang persönlich aufrichtig zugetan gewesen (zit. nach W. Huber, Praun, S. 266), nach Aussage einer anderen Person soll er Hitler nach einer persönlichen Begegnung jedoch für einen Lügner gehalten haben, zu dessen Politik man kein Vertrauen haben könne.


Angesichts der problematischen Quellen lässt sich von Prauns politische Haltung in der Weimarer Zeit nicht mehr verlässlich ermitteln. Am ehesten dürfte er monarchistisch und deutschnational eingestellt gewesen sein. Sicher ist hingegen, dass er zur völkischen Religiosität im radikal rechten politischen Spektrum in der Endphase der Weimarer Republik klar auf Distanz ging, weil er diese als Gefahr für Christentum und Kirche betrachtete. Dies geht aus seinem Vortrag vor dem Johanniterorden Die nationale Gottlosenbewegung der schwarzen Front (Nationalbolschewismus) vom August 1932 hervor.


In diesem Vortrag warnte er, der völkische Glaube verlange nach einem deutschen Gott, den er mit keinem anderen Volk gemeinsam haben wolle, propagiere einen Rasseegoismus, der mit dem universalen Gebot der christlichen Nächstenliebe unvereinbar sei, und halte das Christentum für einen Giftstoff im deutschen Volkskörper. Das Christentum solle beseitigt und durch einen völkischen Glauben ersetzt werden, der auf einer neue[n] Blutlehre und dem Mythos vom Arier beruhe.


Die christentumsfeindliche völkische Religion sah von Praun in allen rechtsnationalen Parteien vertreten, auch in der NSDAP. Er meinte, das Parteiprogramm propagiere zwar eine positiv-christliche Einstellung, tatsächlich jedoch habe die Partei keinen entscheidenden Einfluss auf die Religiosität ihrer Anhänger. Zudem verträten führende Nationalsozialisten wie Hitler, Göring und Alfred Rosenberg verschiedene Glaubensüberzeugungen, sodass völkische Glaubensvorstellungen auch in der NSDAP weithin verbreitet seien.


Von Prauns christliche begründete Kritik an der völkischen Religion traf die NS-Rasselehre als zentralen Bestandteil der NS-Ideologie. Direkte Kritik am politischen Programm der NSDAP übte er jedoch nicht. Nach dem Wortlaut seines Vortrags scheint er einen Sieg der radikal antichristlichen Kräfte innerhalb der NSDAP für politisch gefährlicher gehalten zu haben als eine Regierungsübernahme durch Hitler.


Quelle / Titel


  • © LAELKB, LKR 0.2.0003 – 55672

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