Kasenzers Tod im KZ


  • 1tes Bild zum Dokument
    Bildlupe
  • 2tes Bild zum Dokument
    Bildlupe
  • 3tes Bild zum Dokument
    Bildlupe

Am 5. März 1942 wurde der Volksmissionar Ernst Kasenzer in Wenigensömmern (Krs. Weißensee, nördlich von Erfurt) verhaftet und in das Polizeigefängnis Weimar verbracht. Begründet wurde die Verhaftung mit der Weigerung Kasenzers, sich für die Einsatzfähigkeit im Luftschutz amtsärztlich untersuchen zu lassen. Wegen seiner Beauftragung mit pfarramtlichen Diensten wäre eine Freistellung von dem Luftschutzeinsatz üblich gewesen. Das Konsistorium der Kirchenprovinz Sachsen in Magdeburg sandte deshalb bereits am 11. Februar 1942 ein Schreiben an die Polizeidienststelle in Wenigensömmern mit der Klarstellung der Rechtslage. Ausdrücklich wurde vom Konsistorium bescheinigt, dass Kasenzer in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis stehe. Dies wurde aber von der Gestapo nicht akzeptiert, Kasenzer wurde trotzdem verhaftet. Seine Ehefrau intervenierte in Weimar: Als ich bei der Gestapo Weimar inständig um Freilassung meines Mannes bat und ich fragte, weshalb man ihn verhaftet hätte, wurde mir gesagt: „Ihr Mann hat nichts verbrochen, er soll sich bloß ändern, durch seine Einstellung verführt er die Umwelt“ (Daniel Bredt, Text zur Stolpersteinverlegung, zit. nach schriftlicher Auskunft von Dankwardt Bredt vom 17. März 2012). Das stärkt die Vermutung, dass er in Wirklichkeit wegen der Verweigerung des Hitlergrußes inhaftiert wurde. Superintendent Wilhelm Ehlert hat sich mehrfach bei der Gestapo in Weimar für die Freilassung Kasenzers eingesetzt – ohne Erfolg. Daraufhin wurde die Beauftragung mit pfarramtlichen Diensten in Wenigensömmern zum 31. Mai 1942 aufgehoben. Noch in seinen letzten Worten an seine Frau beteuerte Kasenzer: Für meinen Herrn und Heiland lass ich mir den Kopf abschlagen. Ich unterschreibe nichts (C. Nicolaisen, Kasenzer, 339).


Weder die persönliche noch die dienstliche Intervention konnten die Willkürmaßnahme des Regimes abwenden. Zur „Arbeitserziehung“ in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt, wurde er von dort in das Konzentrationslager Dachau verbracht und in den Pfarrerblock eingewiesen. Am 1. Februar 1943 ist er an Entkräftung, angeblich an einer Lungenentzündung gestorben.


Sein Name wurde in die erste Liste der Blutopfer aufgenommen, die die Evangelische Kirche in Deutschland 1948 in ihrem Amtsblatt herausgab. Seine Lebensdaten sind auf einer Tafel in der Gedenkstätte im Dom zu Brandenburg verzeichnet. In Herford, wo er bis 1939 lebte, wurde ihm ein Stolperstein gesetzt.


Quelle / Titel


  • © AKPS Rep. A, Spec. G, Nr. A 8508 Wenigensömmern Pfarrstelle, 1857–1942

Verwandte Inhalte