Lutherische Bekenntnisgemeinschaft in Thüringen


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Eine bekenntniskirchliche Bewegung entstand in Thüringen schrittweise und in Auseinandersetzung mit der deutschchristlichen Kirchenleitung. Sie ging aus der Jungreformatorischen Bewegung, dem Pfarrernotbund und der Lutherischen Arbeitsgemeinschaft hervor. Die Lutherische Bekenntnisgemeinschaft gründete sich am 27. Juni 1934 in Weimar. Sie wurde von einem Landesbruderrat geleitet. Die Lutherische Bekenntnisgemeinschaft unterhielt ein geschäftsführendes Büro in Eisenach, später in Gotha. Pfarrer Ernst Otto (1891–1941) als Vorsitzender, Pfarrer Gerhard Bauer (1896–1958) als stellvertretender Vorsitzender und Pfarrer Walter Zimmermann (1902–1972) als Bruderratsmitglied gehörten zu den führenden Persönlichkeiten. Bis zu 140 Pfarrer und etwa 11.000 Laien schlossen sich der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft in Thüringen an.


Knapp 90 Pfarrer trafen sich am 10. Juli 1935 zu Beratungen in Erfurt und verabschiedeten eine Erklärung. Die Erklärung der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft und das Begleitschreiben des Landesbruderrates standen am Ende eines längeren Verhandlungsprozesses. Darin erklärten die unterzeichnenden Pfarrer, dass sie der nunmehr nationalkirchlich orientierten Kirchenleitung in geistlichen Dingen Vertrauen und Gefolgschaft verweigerten. Sie sahen sich nur dem eigenen Landesbruderrat verpflichtet. Die Hoffnung, dass die Kirchenleitung wieder an die traditionell-kirchlichen Lehren der Reformation anknüpfen würde, gab die Bekenntnisgemeinschaft damit auf. Die Trennung zwischen Kirchenleitung und Teil-Pfarrerschaft wurde jedoch nur auf dem Gebiet der kirchlichen Lehre und des Weisungsrechtes vollzogen. Bei Verwaltungs- und Finanzangelegenheiten blieb die Verbindung erhalten.


100 Pfarrer, Hilfspfarrer und Hilfsprediger unterschrieben die Erklärung im Juli 1935. Zu den Unterzeichnern gehörte auch die ordinierte Theologin Gertrud Schäfer. Für die Hilfsprediger bedeutete die Unterzeichnung berufliche Einschränkungen, denn sie wurden in der Regel nicht in den kirchlichen Dienst der Thüringer Landeskirche übernommen. 16 Pfarrer zogen ihre Unterschrift später zurück.


Das Büro der Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft in Gotha, in dem mittlerweile auch Pfarrer Werner Sylten (1893–1942) arbeitete, wurde 1938 von der Gestapo geschlossen. Pfarrer Gerhard Säuberlich (1901–1959), der Nachfolger von Ernst Otto, führte es in Etzdorf bei Eisenberg weiter. Danach übernahm Pfarrer Moritz Mitzenheim (1891–1977) in Eisenach die Leitung. Die Lutherische Bekenntnisgemeinschaft in Thüringen unterstellte sich zwischen 1939 und 1945 dem Lutherrat und existiert bis heute.


Quelle / Titel


  • © LKA Eisenach, LKR A 783 Bd. II (6)

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