Ernst Otto und die innerkirchliche Opposition


  • 1tes Bild zum Dokument
    Bildlupe

Der Eisenacher Pfarrer Ernst Otto (1891–1941) übernahm die Leitung der innerkirchlichen Opposition in Thüringen. In seinen Augen war mit dem Wahlsieg der Thüringer Deutschen Christen im Juli 1933 eine kirchliche Notzeit angebrochen.


Als Vorsitzender einer Lutherischen Arbeitsgemeinschaft nahm er an der Barmer Reichsbekenntnissynode 1934 teil. Am 27. Juni 1934 gründete er die Lutherische Bekenntnisgemeinschaft in Thüringen mit. Mit einem Bruderrat an seiner Seite übernahm Ernst Otto fortan für bekenntniskirchliche Kreise die Aufgaben einer Kirchenleitung. Zu Ottos Aufgaben gehörten die Geschäftsleitung des Büros (bis 1936) sowie Predigt-, Beratungs-, Leitungs- und Reisetätigkeiten für die Bekennende Kirche. Rund 100 Thüringer Pfarrer und zahlreiche Laien hielten ihn für den tatsächlichen Leiter der Landeskirche und nannten ihn ihren Notbischof. Den deutschchristlichen Landeskirchenrat in Eisenach lehnten sie wegen seiner die evangelische Kirche zerstörenden Irrlehre ab (E. Stegmann, Kirchenkampf, 45).


Dem Versuch, in der Thüringer Kirche selbstständige Strukturen aufzubauen, waren dieser Gruppe enge Grenzen gesetzt. Trotzdem ordinierte Ernst Otto 1936 fünf Kandidaten in Milbitz bei Rudolstadt, darunter Helmut Gollwitzer. Dieser Akt wurde mit Sanktionen der Kirchenleitung bestraft. Weitere Ordinationen fanden später unter Mitwirkung des Landesbruderrates in der bayerischen Landeskirche statt.


1937 unterließ es Ernst Otto, eine landeskirchliche Kollekte für Zwecke der Deutschen Christen zu empfehlen. Dies wertete der Landeskirchenrat als wiederholte Gehorsamsverweigerung und betrieb die Versetzung Ottos in den Wartestand. Bemerkungen der Gestapo über gefährliche Predigten Ottos in der Georgenkirche in Eisenach und der Entzug der Gefängnisseelsorge durch die Generalstaatsanwaltschaft boten sich der deutschchristlichen Kirchenleitung zusätzlich als Argumentationshilfen an.


1938 wurde Ernst Otto in den Wartestand versetzt. Dies kam einem Berufsverbot gleich und brachte empfindliche Gehaltskürzungen mit sich. Im Juni 1938 legte Otto das Amt als Leiter der Bekenntnisgemeinschaft nieder. Seiner Wirkungsmöglichkeit beraubt, verließ er 1939 mit seiner Familie Thüringen und starb zwei Jahre später als Leiter des Bibelheims „Hohegrete“ bei Au an der Sieg im Westerwald.


Quelle / Titel


  • Portrait von Ernst Otto. Künstler unbekannt. Im Besitz der EKM © Foto: Susanne Böhm

Verwandte Inhalte