Die Schließung der Theologischen Schule in Bethel


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Die „Theologische Schule“ in Bethel hatte Friedrich von Bodelschwingh d. Ä. 1905 als theologische Ausbildungsstätte jenseits der staatlichen Theologischen Fakultäten gegründet. Von 1933 bis 1939 war sie durch verschiedene, keineswegs nur kritische Phasen gegenüber dem Staat und durch differente theologisch-politische Werthaltungen gekennzeichnet.


Von 1932 bis 1939 studierten durchschnittlich 134 bis 200 Studierende an der Theologischen Schule. Dabei handelte es sich immer häufiger um höhere Semester, vor allem um fortgeschrittene Studenten der Bekennenden Kirche, die sich auf ihr Examen vorbereiteten. Friedrich von Bodelschwingh d. J. vermied es jedoch, die Schule explizit als Ausbildungsstätte der Bekennenden Kirche zu deklarieren.


Im März 1939 wurde die Theologische Schule durch die Gestapo geschlossen. Offiziell begründet wurde die Schließung mit der „Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28. Februar 1933 („Reichstagsbrandverordnung“), die zur Ausschaltung von Personen und Institutionen diente, welche der Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten entgegenstanden. Der tatsächliche Grund für die Schließung dürfte allerdings die enge Verbindung von Teilen der Theologischen Schule zur Bekennenden Kirche gewesen sein.


Der von den NS-Behörden erwartete Protest in Form einer Kanzelabkündigung blieb ebenso aus wie die befürchtete Beunruhigung in der Bevölkerung. Fünf Tage nach Schließung der Schule wandte sich deren Leiter, Dr. Georg Merz (1892–1959), mit einem persönlichen Schreiben an die Freunde des Vereins Theologische Schule e.V. und die Studenten, die sich bereits für das kommende Semester eingeschrieben hatten. Merz berichtete über die von offizieller Seite genannten Gründe für die Schließung und seine vergeblichen Bemühungen, Gestapo und Reichskirchenministerium zur Aufhebung der Maßnahme zu bewegen.


Vor allem aber ermahnte Merz die Studenten zur Fortsetzung des Theologiestudiums in einem anderen Rahmen und betonte dabei, dass das evangelische Predigtamt nicht auf menschlicher Meinung, sondern auf göttlichem Gebot beruht. Die von Merz an die Studenten gerichteten seelsorgerlichen Formulierungen enthielten eine indirekte Kritik an der Behinderung der Theologenausbildung durch die Nationalsozialisten, ohne den NS-Staat explizit anzugreifen.


Quelle / Titel


  • © LAMS Oberpräsidium 5018, Bl. 285f.

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