Gegen den NS-Totalitätsanspruch


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Seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten geriet Lothar Kreyssig immer tiefer in den Widerspruch zum NS-Justizapparat. Im September 1934 begegnete er in Chemnitz den leitenden Mitgliedern der Bekennenden Kirche von Sachsen, Hugo Hahn und Friedrich Delekat. In seinem autobiografischen Bericht schreibt Kreyssig über die Begegnung: 1934 aber brach Junge Kirche wie ein Gießbach aus der Verödung abtrünniger Diesseitigkeit ein, Wagnis des Widerspruchs gegen die Überfremdung durch eine totale, pseudoreligiöse Ideologie (Döring, Kreyssig, 2011, S. 116). Kreyssig wurde schnell aktiv, hielt Vorträge und wurde als Richter und Laie bald zum Präses der Evangelisch-Lutherischen Bekenntnissynode in Sachsen gewählt.


Das Schreiben des Reichsstatthalters und Gauleiters von Sachsen Martin Mutschmann zeigt, wie die Bekennende Kirche um 1935 observiert und wie gegen ihre Mitglieder vorgegangen wurde. Die Absicht, Kreyssig aus dem Richteramt zu entfernen, basierte auf einem Bericht des Bürgermeisters von Neukirch/Sachsen über eine Veranstaltung der Bekennenden Kirche am 13. Februar 1935. In diesem Bericht hieß es: Z.°B. wurde von Dr. Kreyssig eingangs seiner Ansprache mit ganz besonderer Betonung der Satz gesprochen: „Herr lass uns n u r d i r a l l e i n d i e n e n“. Bei fanatischen Kirchenanhängern muss ein solcher Satz den weltlichen Führer Deutschlands, Adolf Hitler, selbstverständlich weit verdrängen. U. a. sagte er weiter: „Die Anschauungen über den Staat ändern sich, dagegen das Bibelwort bleibt bestehen.“ Auch hier könnte man wieder sagen, dass man den Staatsbürger darauf aufmerksam macht, dass sich die Regierungsführung des Nationalsozialismus ändern kann (Döring, Kreyssig, 2011, S. 162).


Quelle / Titel


  • © BArch R 3001/64760.