Verhalten bei der Wahl im November 1933


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Nach dem Austritt aus dem Völkerbund am 14. Oktober 1933 setzte die Regierung Hitler für den 12. November 1933 eine Reichstagswahl mit Einheitsliste und eine Volksabstimmung über die Politik der Reichsregierung an. Auf den Wahlzetteln war nur die NSDAP aufgeführt, auf dem Zettel der Volksabstimmung stand die Frage:


Billigt das deutsche Volk die ihm im Aufruf der Reichsregierung vom 14. Oktober 1933 vorgelegte Politik der Reichsregierung und ist es bereit, diese als den Ausdruck seiner eigenen Auffassung und seines eigenen Willens zu erklären und sich feierlich zu ihr zu bekennen?“  (Reichsgesetzblatt I 1933, S. 732).


Eine Enthaltung war nicht vorgesehen, es gab nur die Möglichkeit mit Ja oder mit Nein zu stimmen. Formal waren die Wahlen frei, allerdings war die Propaganda reichsweit und der Druck lokal sehr groß. Bei einem Besuch in Fulda wurde Eberhard Arnold, dem Wortführer des Bruderhofes, gesagt, diese Wahl sei die letzte Gelegenheit, wo sich noch alle diejenigen einstellen könnten, die dem neuen Regime noch abwartend gegenüber stünden (Zumpe, Auseinandersetzung, 15).


Die Gemeinschaft des Bruderhofes in der Rhön hatte sich in den zwanziger Jahren eher den linken Parteien zugeordnet, seit dem Anschluss an die hutterische Gemeinschaft dagegen durchgehend Wahlverzicht geübt.


Die Frage, was die Mitglieder diesmal tun konnten, lösten sie kreativ mit einer eigenen Erklärung, die sie den Wahlzetteln anhefteten und in der sie ihre Position zu verdeutlichen suchten. Hans Zumpe, ein leitendes Mitglied des Bruderhofes, berichtet in seinen Erinnerungen, dass ihre Stimmen bei der Volksabstimmung als ‚Ja‘-Stimmen mitgerechnet worden, bei der NSDAP-Wahl jedoch als ungültige Stimmen gezählt wurden. Eine weitere Folge dieser besonderen Art zu wählen, war, dass die Mitglieder des Bruderhofes bei der nächsten Volksabstimmung am 19.8.1934 […] nicht mehr unter die Wahlberechtigten aufgenommen worden sind (Zumpe, Auseinandersetzung, S. 23).


Begleitet wurde diese Art der Wahlbeteiligung, die christliches Zeugnis, Verweigerung und staatsbürgerliche Loyalität zu verbinden suchte, mit einer Vielzahl von recht ausführlichen Schreiben an relevante Schaltstellen von Regierung und Verwaltung, sowohl regional wie reichsweit. Auch an Hitler selbst wurde geschrieben.






Quelle / Titel


  • © Bruderhof Historical Archive, Walden, NY, USA