Zu viel Politik auf die Kanzel gebracht II


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Anders als von Hermann Umfrid erhofft, solidarisierten sich die kirchenleitenden Behörden nicht mit seiner Kritik an den Niederstettener Vorgängen. Der zuständige Dekan von Blaufelden schrieb zur Predigt an den Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart: So sehr auch das ernstliche Bemühen um überparteiliche Stellungnahme anzuerkennen ist, so dürfte doch wohl mit ihr für einen sonntäglichen Gemeindegottesdienst zu viel ‚Politik auf die Kanzel gebracht‘, auch für das fränkische Empfinden von diesen Dingen zu direkt geredet worden sein (zitiert nach: E. Röhm/J. Thierfelder, Juden 1, 130).


Eine öffentliche Stellungnahme zu den Niederstettener Vorgängen lehnte der Dekan ab. Da nicht nur Juden misshandelt worden seien, hielt er die Sachlage für unklar.


Der Oberkirchenrat enthielt sich einer Stellungnahme zu dem konkreten Fall: Bei der nicht geklärten Sachlage über die Vorgänge in Niederstetten ist der Oberkirchenrat nicht in der Lage ein abschließendes Urteil über das Verhalten des Stadtpfarrers Umfrid und über die in seiner Predigt eingenommene Haltung abzugeben. Grundsätzlich aber vertrat er den Standpunkt, dass die vorliegende Predigt sich mehr mit allgemeinen politischen Fragen beschäftigt, als es der eigentlichen Aufgabe einer evangelischen Predigt entspricht (zitiert nach: E. Röhm/J. Thierfelder, Juden 1, 130).


Bei dieser Sachlage musste sich Hermann Umfrid von seiner Kirche im Stich gelassen fühlen, zumal die alltäglichen Angriffe der örtlichen Parteivertreter nicht nachließen.


Quelle / Titel


  • © Landeskirchliches Archiv Stuttgart, Altreg. Gen. 156b / 1932–1966

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