Hilfe für Bedrängte


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Unmittelbar nach der Besetzung Österreichs durch deutsche Truppen am 12. März 1938 sollte am Sonntag, dem 10. April, im ganzen Reich über den „Anschluss Österreichs“ und die Zustimmung zur Politik Hitlers abgestimmt werden. Sowohl in Reichenbach als auch im nahe gelegenen Neckartailfingen wurde seitens der Ortsgruppen der NSDAP erheblicher Druck auf die Bevölkerung ausgeübt, mit „Ja“ zu stimmen. Zu den wenigen, die es wagten, mit „Nein“ zu stimmen, gehörten Mutter und Tochter der Neckartailfinger Familie Schwille. Zu ihnen bemerkte der Neckartailfinger Ortsgruppenleiter öffentlich, dass dies, was die beiden Frauen zu ihrer Tat getrieben habe, als religiöse[s] Wahngebilde anzusehen sei. Er wolle im Übrigen die Angelegenheit konsequent verfolgen.


Diesen Worten folgten Taten. Die beiden Frauen wurden beschimpft und bedroht, Emma Schwille verlor ihre Arbeit, über das Ladengeschäft Schwille wurde ein Boykott verhängt. In ihrer Not wandte sich die Mutter an Theodor Dipper, den sie aus seiner Zeit als Urlaubsvertreter in Neckartenzlingen kennen- und schätzengelernt hatte. Dieser, zwischenzeitlich in Reichenbach amtierend, organisierte von seiner neuen Wirkungsstätte aus nicht nur die wirtschaftliche Unterstützung der Familie, er stellte auch die Tochter Emma Schwille jun. als Gemeindehelferin an und gewann so in ihr eine wichtige Mitarbeiterin für die Arbeit im Pfarramt und in der Bekenntnisgemeinschaft.


Zudem besprach er den Vorfall mit seinem Neckartenzlinger Amtsbruder, Pfarrer Ludwig Hermann. Dieser gab, da Dipper noch immer Redeverbot hatte, schließlich ein Schreiben mit Bitte um Unterstützung der Familie an mehrere Pfarrfrauen heraus. Dieses fiel bei einer Hausdurchsuchung in die Hände der Gestapo und war Anlass für die Verhaftung sowohl von Hermann als auch von Dipper am 15. Dezember 1938.


Anders als Hermann wurde Dipper nicht nach wenigen Tagen wieder aus der Haft entlassen, sondern am 3. Januar 1939 in das Schutzhaftlager Welzheim verlegt. Viele verwandten sich zu seinen Gunsten, so etwa der Kirchengemeinderat von Reichenbach/Fils, aber auch der von Emma Schwille persönlich informierte Oberkirchenrat. Ihren gemeinsamen Interventionen war es zu verdanken, dass Dipper am 20. Januar wieder aus der Haft entlassen wurde.


Quelle / Titel


  • © 1–4: Landeskirchliches Archiv Stuttgart, A 327 Nr. 969 (Personalakte Theodor Dipper)

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