Die Verweigerung des „Führer-Eides“


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Als Österreich im März 1938 von Hitler „heim ins Reich“ geführt wurde, war der Jubel auch unter Protestanten so groß, dass alle Landeskirchen – außer den beiden reformierten in Lippe und Hannover – ihre Pfarrer zu einem Treueid auf den „Führer“ verpflichteten. Wer sich weigerte, sollte entlassen werden. Selbst die Bekennende Kirche reagierte – von Ausnahmen abgesehen – loyal. Im Rheinland wollten BK-Pfarrer das Gelöbnis, Hitler „treu und gehorsam zu sein“, allerdings nur dann ablegen, wenn es ihr Ordinationsgelübde nicht verletzte. Prinzipiell waren fast alle zum Schwur bereit. Im August hoffte der zwischenzeitlich wieder in Basel lehrende Theologe Karl Barth, der „Vater der Bekennenden Kirche“, dass zumindest Einzelne sich weigerten. Er verwies die Loyalen sarkastisch auf den seit Februar 1938 im Konzentrationslager inhaftierten Martin Niemöller: Ich weiß einen, der Ihnen, wenn er könnte, dasselbe sagen würde. Er sitzt im Konzentrationslager auf besonderen Befehl des Mannes, dem die preußischen Pfarrer auf ‚Anweisung’ ihrer Bekenntnissynode Treue und Gehorsam schwören sollen. (zitiert nach: K. Barth, Gesamtausgabe Abt. 5: Briefe. Offene Briefe 2, 1935–1942, hg. D. Koch, Zürich 2001, 100.)


Zur Minderheit der Eidverweiger gehörte auch Georg Fritze. Ein evangelischer Verkündiger sei nur der Wahrheit des Evangeliums verpflichtet. Das sei in der Eidesformel nicht gewährleistet, denn Angriffe der NS-Weltanschauung auf christliche Werte dürften ja nicht abgewehrt werden.


Immerhin verweigerten 184 rheinische Pfarrer den geforderten Eid. Als der Druck seitens des Konsistoriums – aber auch seitens der Bekennenden Kirche – wuchs, wurde, für viele überraschend, im August 1938 ein Rundschreiben des NSDAP-Kanzleichefs Martin Bormann publik, der das staatliche Desinteresse am Pfarrer-Eid unmissverständlich zum Ausdruck brachte.


Quelle / Titel


  • © Archiv des Stadtkirchenverbandes Köln, Personalakte Fritze

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