Weiße Rose: Flugblätter gegen den Krieg


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Im Juni und Juli 1942 tauchten in München vier Flugblätter der „Weißen Rose“ auf. Verteilt wurden die jeweils etwa 100 Exemplare an einen kleinen Kreis ausgesuchter Adressaten, zumeist Akademiker aus München und Umgebung. Die Texte riefen mit idealistischem Pathos, zahlreichen Klassikerzitaten und christlich-moralischen Appellen zum passiven Widerstand gegen den verbrecherischen Krieg des NS-Regimes auf. Im Januar 1943 kam ein fünftes Flugblatt in einer Auflage von 6.000 bis 9.000 in mehreren Städten Süddeutschlands und in Österreich in Umlauf.


Den Kern des nicht organisierten Freundeskreises der „Weißen Rose“ bildeten fünf Studenten: Hans und Sophie Scholl, Willi Graf, Christoph Probst und Alexander Schmorell. Ihr Mentor war Professor Kurt Huber, der als ihr akademischer Lehrer den Grund für ihre oppositionelle Haltung gelegt hatte. Ferner gehörten zur Weißen Rose noch etwa ein Dutzend Studenten, Intellektuelle und Künstler.


Sophie und Hans Scholl wuchsen in einem religiös wie politisch liberalen protestantischen Elternhaus auf. Auch die anderen Mitglieder der „Weißen Rose“ waren christlich-humanistisch geprägt. Aus der bündischen Jugendbewegung bezogen sie hingegen ihren moralischen Rigorismus. Im Sommer 1942 erlebten Willi Graf, Alexander Schmorell und Hans Scholl in einer Studentenkompagnie an der Ostfront die Sinnlosigkeit und Grausamkeit des Krieges. Diese Erfahrung bestärkte sie in ihrer Entschlossenheit, nach ihrer Rückkehr im November 1942 Widerstand durch politische Aufklärung der Öffentlichkeit zu leisten.


Ab Februar 1943 beschriftete die Gruppe nachts Gebäude in München mit Parolen wie Nieder mit Hitler, Freiheit oder Hitler Massenmörder. Im Februar entstand auch das sechste Flugblatt der Gruppe, das sich an die Münchner Studierenden wandte. Mit Bezug auf die Katastrophe von Stalingrad wurden diese aufgefordert, sich vom nationalsozialistischen System zu befreien.


Die beiden letzten Flugblätter der „Weißen Rose“ verwiesen in eher prosaischer Sprache und politisch unmissverständlichen Worten auf die aussichtslose Kriegslage und riefen zum aktiven Kampf gegen das NS-Regime auf, dessen Verbrechen sie beim Namen nannten. Auch enthielten sie gesellschaftliche und politische Zielvorstellungen: ein föderalistisches Deutschland, ein einiges friedliches Europa, einen vernünftigen Sozialismus, eine freie Weltwirtschaft, individuelle Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit.


Beim Verteilen von Flugblättern im Lichthof der Münchner Universität wurden die Geschwister Scholl am 18. Februar 1943 beobachtet und anschließend verhaftet. Vier Tage später wurden sie und Christoph Probst vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Die Urteile wurden noch am selben Tag vollstreckt. Im April 1943 wurden auch Willi Graf, Kurt Huber und Alexander Schmorell zum Tode verurteilt, elf andere Angeklagte zu Haftstrafen.


Im Frühjahr 1943 warf die Royal Air Force das der britischen Regierung von Graf von Moltke über Schweden und den Osloer Bischof Berggrav zugespielte letzte Flugblatt der „Weißen Rose“ als Manifest der Münchner Studenten hunderttausendfach über Deutschland ab.


Quelle / Titel


  • © Foto: Claudia Lepp, München

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