Helmut Kern: Spott auf die Gestapo


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Pfarrer Helmut Kern (1892–1941) entwickelte sich trotz einer stramm nationalen und auch antisemitischen Haltung zu einem der entschiedensten Gegner des Nationalsozialismus, der seit 1936 in einem andauernden Konflikt mit der Gestapo stand.


Nachdem er hoch dekoriert aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt war und 1919 im Freikorps Epp gegen die Münchner Räterepublik gekämpft hatte, wurde Kern 1923 Pfarrer in Schwarzach bei Kulmbach und 1928 Missionsinspektor der Gesellschaft für Innere und Äußere Mission in Neuendettelsau.


In der „Heimatmission“ sollte Kern dem Glauben Entfremdete zurückgewinnen, sich mit weltanschaulichen Gegnern auseinander setzen und weitere Volksmissionare ausbilden. Kern widmete sich dieser Aufgabe mit großem Eifer und konnte, als er im September 1933 Pfarrer in Göggingen bei Augsburg wurde, auf eine erfolgreiche Tätigkeit zurückblicken.


Nach kurzer Mitgliedschaft bei den Deutschen Christen, die er nach dem Sportpalastskandal im November 1933 wieder verließ, wurde Kern ein enger Vertrauter von Landesbischof Hans Meiser (1881–1956), den er in den bevorstehenden kirchenpolitischen Konflikten (Arrest Meisers im Herbst 1934, Kampf gegen die Gemeinschaftsschule 1936) bedingungslos unterstützte.


Am 25. Oktober 1933 wurde Kern zum Sonderbeauftragten der Landeskirche für Volksmission ernannt, seit August 1935 leitete er das Amt für Volksmission in Nürnberg. Neben einer unermüdlichen Reise- und Vortragstätigkeit stützte Kern die volksmissionarische Arbeit auf Veranstaltungen für die Jugend und auf eine Vielzahl von Broschüren, die in hohen Auflagen gedruckt wurden.


Insbesondere die 1937 erschienene Schrift Mein Deutschland – wohin? (in zweiter Auflage mit dem Titel Kirchenkampf wie lange noch?) veranlasste die Gestapo, Kerns Arbeit massiv zu behindern und ihn im Juni 1937 mit einem reichsweiten Redeverbot wegen Hetze gegen Staat und Partei zu belegen. Zugleich wurde ein Verfahren wegen Verstoß gegen das Heimtückegesetz gegen ihn eröffnet.


In seiner Schrift hatte Kern die gesamte Kirchengeschichte als Kirchenkampf, als Kampf zwischen Gott und Satan definiert. Gestützt auf dieses Geschichtsbild beschrieb Kern die Zeit von 1918 bis 1933 als offenen Kampf gegen Gott, die Jahre 1933 bis 1936 als Kirchenrevolution und die Jahre 1936/37 als offenen Kampf gegen Christus und seine Kirche.


In der Folgezeit wurden mehrere Broschüren und Flugblätter Kerns beschlagnahmt. Dies war vermutlich der Anlass für das gefälschte Schreiben vom Februar 1939, mit dem die Gestapo verspottet wurde.


Als Kern im Dezember 1938 zum eigenen Schutz als Dekan nach Nördlingen versetzt wurde, empfand er diesen ohne seine Einwilligung erfolgten Schritt der Kirchenleitung, der ihn nicht von weiteren regimekritischen Aktionen abhielt, als schweren Verlust und als Degradierung.


Nach Kriegsbeginn wurde Kern zunächst Militärpfarrer, da er aber als politisch unzuverlässig eingestuft wurde, sollte er nach Nördlingen zurückkehren. Kern meldete sich daraufhin zur Wehrmacht und nahm als hoch dekorierter Kompanieführer am Frankreich-, Balkan- und Rußlandfeldzug teil. Im September 1941 wurde Kern verwundet, am 16. Dezember 1941 starb er in Bukarest.


Quelle / Titel


  • © Landeskirchliches Archiv Nürnberg, KKE Nr. 33

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