Protest gegen den „Weltanschauungsunterricht“


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In einem ersten Vorstoß des NS-Regimes waren ab 1936 die christlichen Bekenntnisschulen in „Deutsche Volksschulen“ umgewandelt worden. Der zunächst auch in Württemberg vorhandene Widerstand wurde durch die Landeskirche aufgegeben, als das Kultministerium zusicherte, der Religionsunterricht könne wie bisher erteilt werden. In Württemberg besuchten daraufhin zum 1. Oktober 1936 nahezu alle Volksschüler eine „Deutsche Volksschule“.


Ab 1938 versuchte der württembergische Kultminister Christian Mergenthaler dann, den Religionsunterricht durch einen „Weltanschauungsunterricht“ zu ersetzen; der Kirche sollte möglichst jede Einflussnahme auf die Erziehung der Jugend entzogen werden. In Werbekampagnen, die der NS-Lehrerbund und Exponenten der Partei maßgeblich unterstützten, wurden Eltern aufgefordert, ihre Kinder vom Religionsunterricht ab- und zum Weltanschauungsunterricht anzumelden.


Landesbischof Wurm protestierte mehrmals bei den zuständigen Behörden in Württemberg wie im Reich energisch gegen diese Kampagne, die die Zusage von 1936 unterlief. Auch wurden die Eltern vor diesem Unterricht gewarnt: Er sei aus der Absage an die Botschaft der Bibel und der Reformation entworfen, solle die Kinder von der Quelle göttlicher Wahrheit und göttlicher Lebenskraft wegführen und dem christlichen Gottesdienst entfremden (Hermle, Thierfelder, Herausgefordert, S. 564).


Am 20. Januar 1940 wandte sich Wurm an den für die Belange des Religionsunterrichts zuständigen Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust, und trug ihm den Protest der Landeskirche gegen die Missstände und Gesetzesverletzungen auf dem Gebiet des Religionsunterrichts vor und verlangte energisch die Wiederherstellung gesetzmäßiger Zustände. Immerhin schienen die Proteste Wurms bewirkt zu haben, dass in anderen Teilen des Reiches – zunächst, das heißt: während der Kriegszeit – auf ähnliche Vorstöße verzichtet wurde.


Quelle / Titel


  • © Landeskirchliches Archiv Stuttgart, D1/103

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