Von Graz nach Meitingen


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Abgesehen von seinem Engagement in der Friedensbewegung blieb Metzger der sozial-karitativen Arbeit besonders an Alkoholikern treu. Im September 1919 gründete er die „Missionsgesellschaft vom Weißen Kreuz“, seit 1927 „Christkönigs-Institut“.


In der Missionsgemeinschaft nannte sich Metzger nun Bruder Paulus. Unter Berufung auf das Urchristentum strebte man eine prinzipielle Lebensreform an. „Urchristentum“ hieß für Metzger Selbstlosigkeit, Gemeinschaft, Brüderlichkeit und Hilfe für alle Menschen ohne Ansehen von Religion, Nation oder Rasse. Metzgers Modell einer „Wirtschaftsgemeinschaft“ enthielt indes judenfeindliche Töne (Wirtschaftsring).


Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des „Weißen Kreuzes“ bildeten eine ordensähnliche Gemeinschaft auf der Grundlage der „evangelischen Räte“. 1920 bestand der Kreis aus 16 Schwestern und drei Brüdern. Die bischöfliche Anerkennung vermochte Metzger nicht zu erreichen, da der Klerus und die örtliche Presse gegen seine politischen, diakonischen und kirchenreformerischen Aktivitäten Verdächtigungen erhoben.


Darüber hinaus misstraute man auch Metzgers Finanzgebaren. Tief musste es den stets neue Publikationsorgane entwickelnden Metzger treffen, dass seine Zeitschriften unter kirchliche Vorzensur gestellt wurden. Die Diözesen Freiburg und Graz attestierten ihm Mitte der 1920er Jahre große theologische, seelsorgerliche und missionarische Kompetenz, aber auch Egoismus, Sendungsbewusstsein und Beratungsresistenz.


Als Metzger unter diesen Vorzeichen Graz verlassen sollte – der Ortsbischof hatte im Mai 1924 um Metzgers Abberufung nach Freiburg gebeten –, scheint er eine akademische Laufbahn erwogen zu haben. Eine Habilitation in Freiburg unterließ er aber, nachdem ihm abfällige Bemerkungen eines dortigen Professors bekannt wurden.


1926 wurde Metzger dann trotz seines geringeren politischen Engagements tatsächlich nach Freiburg beordert: Er konnte den Termin noch auf den 1. Juni 1927 hinausschieben. Eine Genehmigung, sein Missionswerk mit nach Freiburg zu nehmen und mit der Caritas zusammenzuarbeiten, erhielt er nicht. Stattdessen siedelte er nach Meitingen bei Augsburg über und übernahm mit der „Christkönigsgesellschaft“ die Trinkerheilstätte St. Johannesheim.


Quelle / Titel


  • Max Josef Metzger: Weißkreuz Katechismus. Praktischer Wegweiser in Fragen über das Wesen und die Arbeiten des Weissen Kreuzes. Graz 1925, S. 1