„Gleichschaltung“


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„Gleichschaltung“ ist ein von den Nationalsozialisten geprägter Begriff, der die massive Einschränkung fundamentaler Rechte und Freiheiten eigentlich verharmlost. Unmittelbar nach der noch ganz legalen Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 machten sich die Nationalsozialisten daran, das gesamte öffentliche und private Leben in Deutschland, insbesondere in den Bereichen der Politik, der gesellschaftlichen Zusammenschlüsse, der Wirtschaft, der Presse und der Kultur, „gleichzuschalten“.


Konkret bedeutete das: Alle nicht ausdrücklich nationalsozialistischen Strömungen und Meinungen – von den oppositionellen und kritischen ganz zu schweigen – wurden unterdrückt und verboten. Vielfach wurden Organisationen in entsprechende NS-Organisationen überführt.


Wichtige Stationen auf dem Weg zur Beendigung jeglicher Form von Pluralismus und individueller Freiheit im Jahre 1933 waren u. a.:


28. Februar 1933: Die „Reichstagsbrandverordnung“ setzt wichtige Grundrechte außer Kraft.


23. März 1933: Mithilfe des „Ermächtigungsgesetzes“ wird das parlamentarische System abgeschafft und die Gewaltenteilung zwischen Legislative (gesetzgebende Gewalt) und Exekutive (ausführende bzw. vollziehende Gewalt) aufgehoben.


5. April 1933: Der „Reichsausschuß der deutschen Jugendverbände“ wird durch den „NS-Jugendführerrat“ unter Baldur von Schirach ersetzt. Damit werden die Jugendorganisationen „gleichgeschaltet“.


7. April 1933: In den Ländern des Deutschen Reiches werden Reichsstatthalter eingesetzt. Das ist der Beginn der Ersetzung des föderalen Bundesstaates durch einen zentralistischen Einheitsstaat.


2. Mai 1933: Am Tage nach dem „Tag der Arbeit“ (1. Mai) werden die freien Gewerkschaften aufgelöst bzw. in die „Deutsche Arbeitsfront“ überführt.


10. Mai 1933: Auf Initiative der vom NS-Studentenbund beherrschten Deutschen Studentenschaft werden in Berlin und zahlreichen anderen deutschen Städten Bücher von linken, liberalen oder jüdischen Autorinnen und Autoren verbrannt.


Juni/Juli 1933: Nachdem die KPD bereits zerschlagen ist, wird nun auch die SPD verboten. Alle übrigen Parteien – mit Ausnahme der NSDAP natürlich – lösen sich selbst auf bzw. werden zur Selbstauflösung gezwungen. Mitgliedern der Rechtsparteien wird teilweise der Übertritt in die NSDAP ermöglicht.


13. September 1933: Per Gesetz werden sämtliche landwirtschaftlichen Betriebe, Verbände und Institutionen im „Reichsnährstand“ zwangsweise zusammengeschlossen.


22. September 1933: Durch das „Reichskulturkammergesetz“ werden die gesamte Kultur und Presse „gleichgeschaltet“ und damit de facto zensiert.


Die Maßnahmen zur Uniformierung des Lebens in Deutschland wurden begleitet bzw. erzwungen durch Druck und Terror. Teilweise kam es in vorauseilendem Gehorsam aber auch zu „Selbstgleichschaltungen“. Das paramilitärisch organisierte „Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK)“, eine Automobilistenvereinigung, in die etwa auch der ADAC überführt wurde, ist ein Beispiel dafür, dass auch zunächst ganz unpolitisch erscheinende Lebensbereiche in die „Gleichschaltung“ einbezogen wurden.


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