Die Propaganda des Arbeitskreises


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Faktisch war der Arbeitskreis ein sowjetisches Propagandainstrument. Die Pfarrer sollten ihren Einfluss auf die Soldaten und die deutsche Bevölkerung, insbesondere auch auf die Frauen, im Sinne des NKFD einsetzen. Den Mitgliedern des Arbeitskreises selbst lag daran, als Christen und deutsche Patrioten dazu beizutragen, den Krieg, dessen verbrecherischen Charakter sie erkannt hatten, zu beenden und für ein Nachkriegsdeutschland zu planen. Hierfür waren sie bereit, propagandistisch zu wirken. Dabei wurden keine Decknamen benutzt, auch wenn dies die Angehörigen in Deutschland gefährdete.


In den Folgemonaten verfassten die Theologen Artikel, Rundfunkpredigten, -ansprachen und -aufrufe sowie Berichte und Denkschriften. In der Zeitung „Freies Deutschland“ erschienen im Jahr 1943 neun, 1944 fünfunddreißig und bis Mai 1945 noch einmal sieben Artikel von Geistlichen beider Konfessionen. Im Sender „Freies Deutschland“ waren Ansprachen und Diskussionen, Aufrufe und Predigten zu hören, die von den Pfarrern verfasst und gesprochen wurden. In den Sendungen wurden auch Grüße von namentlich genannten Soldaten an ihre Angehörigen weitergegeben, um die NS-Propaganda von der Nichtexistenz des NKFD zu entkräften.


Zielgruppenspezifische Aufrufe richteten sich an die deutschen Soldaten und Offiziere, die deutschen Frauen, die deutsche Jugend, die deutschen Bauer u. a. Den Soldaten versuchte man, die Angst vor der sowjetischen Kriegsgefangenschaft zu nehmen. Den Christen in Deutschland wollten sie die Sorge um das Schicksal der eigenen Kirche bei einer möglichen russischen Besatzung nehmen. Die Aufrufe enthielten auch auf die Zielgruppe abgestimmte konkrete Handlungshinweise.


Noch im Dezember 1944/Januar 1945 riefen die Pfarrer die Christen und vor allem die Geistlichen dazu auf, in ihren Heimatgemeinden zu bleiben, da sie so am besten ihr Hab und Gut sowie den Fortgang des kirchlichen Lebens sichern würden. Sie sollten sich schrecklich irren.


Die Texte der Mitglieder des Arbeitskreises gingen zwar zur Freigabe über die Redaktion, es kam jedoch zu keinen größeren Eingriffen.


Quelle / Titel


  • © Christiane Godt-Schröder