Repressalien, Exil und Rückkehr


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Zunehmend war Bonhoeffer von staatlichen Repressalien betroffen: Wegen einer bekenntniskirchlichen Zusammenkunft in Niemöllers Dahlemer Pfarrhaus bekam er 1938 Aufenthaltsverbot für Berlin. Da er in Schlawe/Pommern gemeldet war, um in der Nähe seiner Vikare sein zu können, musste er seine Aufenthalte in der Hauptstadt nun auf Familienbesuche beschränken, die ihm noch erlaubt waren. Dagegen protestierte er sogleich mit einer Eingabe an die Geheime Staatspolizei (Bild).


Schon 1936 hatte er sich wegen einer unerlaubten Schwedenreise mit seinen Finkenwalder Vikaren ein akademisches Berufsverbot eingehandelt, gegen das er ebenfalls Protest einlegte. Da er weiterhin publizierte und bei mehreren Visitationsreisen durch Ostpreußen halböffentlich aufgetreten war, erteilte man ihm auch Schreib- und Redeverbot ebenso wie eine polizeiliche Meldepflicht, die seinen Freiheitsdrang erheblich belastete.


Darüber hinaus stand er von 1938 bis 1940 auf Fürbittenlisten der Bekennenden Kirche. Besonders bedrängte ihn aber die Eintragung ins Wehrstammblatt im Zuge der Kriegsvorbereitungen, denn eine Einberufung widersprach seinem christlichen Pazifismus.


Aufgrund dieser zunehmenden Repressalien reiste Bonhoeffer im März 1939 nach England, um sich vor allem Rat bei Bischof George Bell von Chichester zu holen. Eine zweite Reise führte ihn im Sommer des gleichen Jahres nach New York. Freunde hatten ihm dort eine Dozentur am Union Theological Seminary ermöglicht, um ihn für längere Zeit aus der Schusslinie zu nehmen.


Doch schon nach kurzer Zeit entschloss er sich, von Heimweh geplagt und überwältigt von seinem Verantwortungsgefühl gegenüber den Amtsbrüdern seiner Kirche, zur Rückreise. Wer glaubt, flieht nicht, kommentierte er seinen Entschluss. Noch im Juli kehrte er erleichtert nach Berlin zurück und begab sich sofort wieder in die Sammelvikariate. Damit war sein Weg besiegelt. Aus der Haft schrieb er 1943 seinem Freund Eberhard Bethge, dass ich noch keinen Augenblick m[eine] Rückkehr 1939 bereut habe noch auch irgendetwas von dem, was dann folgte.


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