Verboten: Die Kirchliche Hochschule Berlin


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Eine besondere Herausforderung für die Bekennende Kirche war die Ausbildung künftiger Pfarrer. Seit 1935 zeichnete sich ab, dass die staatlich kontrollierten Universitäten hierfür immer weniger infrage kamen.


Auf der dritten Reichssynode der Bekennenden Kirche in Augsburg im Juni 1935 wurde darum gefordert, für Ersatz solcher Vorlesungen und Übungen Sorge zu tragen, deren Besuch den Studenten um des Gewissens willen nicht zugemutet werden kann. Die Gründung einer eigenen, von staatlichem Einfluss unabhängigen Kirchlichen Hochschule war die logische Konsequenz. Als Standorte wählte man Berlin und Elberfeld.


Für die Kirchliche Hochschule Berlin wurde noch im August 1935 eine Reihe von Dozenten berufen. Hans Asmussen wurde ihr erster Leiter. Er entwarf eine Verpflichtungserklärung für die Dozenten, die sich an Luthers Ordinationstexte anlehnte. Asmussen selbst lehrte Praktische Theologie und gab exegetische Vorlesungen; daneben hatte er ein Gemeindepfarramt in Berlin-Lichterfelde inne.


Noch vor der Eröffnungsfeier am 4. November 1935 wurde die Hochschule von der Gestapo verboten. Die Dozenten mussten ausgedehnte Verhöre über sich ergehen lassen und Asmussen erhielt als Leiter den amtlichen Auflösungsbescheid. Trotz des Verbots konnte der Lehrbetrieb unter dem Deckmantel „theologischer Arbeitsgemeinschaften“ zunächst noch öffentlich und unter vergleichsweise geordneten Bedingungen weitergeführt werden. Doch als im August 1937 jede Art eigenständiger Theologenausbildung unter Strafe gestellt wurde, tauchte der Studienbetrieb in die Illegalität ab.


Ein Dokument dieser Phase ist die hier gezeigte Bescheinigung. Die Vorlesungen und Seminare fanden bis Mai 1941 unter ausgeklügelten Vorkehrungen zur Geheimhaltung meist in Privatwohnungen statt. Dann wurden die verbliebenen Dozenten festgenommen und der Lehrbetrieb völlig eingestellt. So wurde auch Asmussen am 9. Mai 1941 verhaftet und für acht Monate festgehalten. Obwohl er sich selbst schon seit Jahren allmählich aus dem Lehr- und Prüfungsbetrieb zurückgezogen hatte, galt er noch immer als führender Kopf der illegalen Hochschule.


Quelle / Titel


  • © Internetpräsentation der Ausstellung „Unterwegs zur mündigen Gemeinde“; Quellenangabe: „Blanck-Lubarsch“

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