Das Vertrauen zum Führer ist unerschüttert


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Die SD-Berichte hielten den zunächst schleichenden, dann rapide wachsenden Vertrauensverlust seismografisch fest. Immer wieder, so hieß es im November 1943, werde die Frage gestellt, ob die Führung wirklich ,alles richtig gemacht‘ habe, sowohl im Hinblick auf die militärischen Operationen wie auf die Maßnahmen in der Heimat (zit. nach: Boberach, Meldungen aus dem Reich 15, 6064).


Allerdings blieb Hitler von all diesen Klagen weitgehend ausgenommen – wie ein Bericht an die Parteikanzlei vom 19. November 1943 zeigt:


Die ersten schweren Erschütterungen stellten sich mit den Rückschlägen der beiden letzten Kriegswinter in Russland ein. Damals tauchten zum ersten Mal Zweifel auf, ob die Führung die gewaltigen Probleme dieses Krieges noch ganz und gar zu übersehen vermöge und ob sie noch in der Lage sei, sie völlig zu meistern. Im Verlauf der Entwicklung dieses Jahres wurde noch häufiger die Frage aufgeworfen, ob die Führung wirklich ,alles richtig gemacht‘ habe, sowohl im Hinblick auf die militärischen Operationen wie auf die Maßnahmen in der Heimat.


Bei solchen Betrachtungen macht die Bevölkerung einen sehr deutlichen Unterschied zwischen dem Führer und den übrigen führenden Persönlichkeiten. Während verhältnismäßig häufiger ein Vertrauensschwund zu einzelnen führenden Persönlichkeiten oder Führungsstellen festgestellt werden kann, ist das Vertrauen zum Führer nahezu unerschüttert.


Es ist zwar verschiedenen starken Belastungsproben ausgesetzt gewesen, vor allem nach dem Fall Stalingrads, doch zeigte sich im Verlauf der letzten Monate trotz der Rückschläge an allen Fronten eine zunehmende Festigung des Vertrauens zum Führer. … Ausschließlich in der Person des Führers erblicke man vielfach die Garantie eines erfolgreichen Kriegsabschlusses. Die Vorstellung, daß dem Führer einmal etwas zustoßen könne, sei für die Volksgenossen unausdenkbar (zit. nach: Boberach, Meldungen aus dem Reich 15, 6064).


Der Hitler-Mythos (Kershaw) der frühen Jahre des „Dritten Reiches“ – der durch die Erfolge der „Blitzkriege“ 1939/40 quasi religiöse Dimensionen angenommen hatte – wirkte nach: Kritik und Unzufriedenheit konzentrierten sich zunächst weitgehend auf die Repräsentanten der Partei. Aber je mehr die katastrophale und aussichtslose Lage auch dem letzten „Volksgenossen“ deutlich vor Augen stand, umso mehr verfiel auch Hitlers Mythos. In den letzten Kriegsmonaten löste er sich ganz auf. Schweigende Verbitterung trat an die Stelle der einstigen Führerverherrlichung.


Quelle / Titel


  • Professional Assassin, gemeinfrei

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