Widerspruch gegen Alfred Rosenberg


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Alfred Rosenberg, seit 1934 „Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“, zwang die Kirchen mit dem Buch „Der Mythus des 20. Jahrhunderts“ schon 1930 zu einer intensiven Auseinandersetzung mit seinem christentumsfeindlichen rassischen Mythusglauben.


Starken Widerspruch erfuhr Rosenberg vor allem von katholischer Seite: Im Februar 1934 wurde der „Mythus“ von der Glaubenskongregation auf den Index gesetzt; 1934/35 verfassten Bonner Universitätstheologen die „Studien zum Mythus des XX. Jahrhunderts“, in denen sie Rosenberg eine Vielzahl historischer Fehler vorwarfen und feststellten, dass seine religiösen Vorstellungen kaum noch etwas von der Substanz des Christentums übrig ließen.


Aus den zahlreichen protestantischen Gegenschriften zu Rosenberg ragte vor allem Walter Künneths kirchlich autorisiertes Buch „Antwort auf den Mythus. Die Entscheidung zwischen dem nordischen Mythus und dem biblischen Christus“ von 1935 heraus, das in wenigen Monaten drei Auflagen erlebte.


Von Rosenbergs Antisemitismus trennte Künneth allerdings nur wenig: So erklärte er unter anderem, dass Rosenberg mit seiner Charakterisierung des zersetzenden Einflusses des dekadenten Weltjudentums und seiner Gefährdung des deutschen Kulturlebens (67) durchaus richtige Feststellungen getroffen habe.


Seinen protestantischen Kritikern antwortete Rosenberg mit der Kampfschrift „Protestantische Rompilger. Der Verrat an Luther und der ,Mythos des 20. Jahrhunderts‘“ von 1937. Eine von Künneth verfasste Entgegnung „Wider die Verfälschung des Protestantismus“ wurde noch vor ihrer Veröffentlichung von der Gestapo beschlagnahmt.


Künneth gelang es allerdings, stattdessen seinen Vortrag „Evangelische Wahrheit! Ein Wort zu Alfred Rosenbergs Schrift ,Protestantische Rompilger‘“ als Broschüre zu veröffentlichen, die symbolträchtig auf das Reformationsfest 1937 datiert wurde. Darin hieß es unter anderem, Rosenbergs Schrift sei ein Großangriff gegen alles, was evangelischen Christen seit den Tagen der Reformation heilig ist und ein Fanal für die Feindschaft gegen die Kirche (5).


Die „Protestantischen Rompilger“ und Rosenbergs provozierende Äußerung auf dem Nürnberger Parteitag der NSDAP im September 1937, das deutsche Volk sei nicht erbsündig, sondern erbadelig, riefen den Widerspruch weiter protestantischer Kreise hervor.


Rund einhundert nicht deutschchristliche Kirchenführer sandten Hitler Ende Oktober 1937 eine Erklärung, in der sie feststellten, dass die Weltanschauung, so wie sie Alfred Rosenberg als nationalsozialistisch vertritt, mit dem christlichen Glauben unvereinbar ist. Wenn beabsichtigt sei, an die Stelle des Christentums die Weltanschauung des Rosenbergschen Mythus und ,die politische Kirche des Nationalsozialismus‘ treten zu lassen, würden sie trotzdem nicht aufhören, unserem Volk das Evangelium von Jesus Christus, die Botschaft der Bibel und der Reformation von der Sünde des Menschen und der Gnade Gottes, zu bezeugen. (Kirchliches Jahrbuch 1933-44, S. 213)


Quelle / Titel


  • © Ev. Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte München, KK B 630:14

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